Kürzlich war ich in der Kita Seestraße zu Besuch. Die Kinder waren gemeinsam mit ihren Erzieherinnen durch Berlin gestreift.
Sie haben beim durchstreifen der Stadt einiges auch über die Barrieren und teilweise hilfreichen Markierungen für sehbehinderte Menschen z.B. Riffelungen bei Ampelpfosten und Braillemarkierungen in Fahrstühlen usw. entdeckt.
Als ich sie in der Kita besuchte, hatten sie diesbezüglich so einige Fragen an mich gestellt. Was mich veranlaßte, meinen Bezirk in dem ich wohne, näher unter die Lupe zu nehmen. Da es mich nun noch mehr interessierte, wie weit die Straßen und U–Bahnhöfe mit den Riffelmakierungen ausgestattet worden sind. Dabei stellte ich fest, daß diese Markierungen noch längst nicht auf allen U–Bahnhöfen und auch noch nicht an allen Ampeln sowie Bushaltestellen im Bezirk zu finden sind. Ebenso stellte ich fest, das auch nicht alle Ampeln mit dem Signalknopf, der mir anzeigt, wo sich der Ampelpfahl befindet und wann die Grünphase ist, ausgestattet sind. Ferner stellte ich fest, daß wenn die Ampeln mit einem derartigen Singnal ausgestattet sind, oft zu leise eingestellt sind, so daß man weder den Ampelpfosten noch das Grünsignal als solches wahrnehnen kann, da der Straßenverkehr dieses bei weitem übertönte.
Nach 22 Uhr sind die hörbaren Ampelsignale abschaltet.
Warum das so leise ist, liegt vielleicht an einer uhrzeichtlichen Bestimmung oder an den Beschwerden der Anwohner und Geschäftsinhaber?
Straßenüberquerungserschwerung, Ein-, Ausgangeinschränkung für Blinde? So, in dieser Einstellung, ist das akustische Ampelsignal völlig sinnlos, obwohl die Norm scheinbar erfüllt ist.
Ein Gräusch, das weniger stört oder sich aufdrängt und sich trotz dem von den Umgebungsgeräuschen abhebt, macht bestimmt mehr Sinn. Wie ist es mit Springbrunnen, Walen oder Meeresrauschen? Vogelgezwitscher?
Zur Verdeutlichung habe ich einfach diese Fotos geknipst, da mich im Alltag schon so mancher Passant diesbezüglich angesprochen hat und auch deswegen Klärungsbedarf besteht.
Wie finden Sie die Ampel? Verändert sich der Ampelton bei der Grünphase? Warum klickt es die ganze Zeit hindurch auch wenn es grün wird?
Gibt es diese Makierungen an den Bahnsteigkanten tatsächlich extra für sie, die schlecht sehen können? Mir ist das noch gar nicht so aufgefallen ..
Ich möchte die Menschen mit diesen kleinen Beispielen, die ich fotografiert habe, näher heran führen, damit sie davon erfahren und darauf aufmerksam werden. Warum ich mit dem Langstock an der Leitline entlang gehe und wie und weshalb ...
Das mitten im Weg stehende Aufsteller für unsereins eine große Gefahr bedeuten wie auch Fahrradständer, ist hoffentlich klar zu erkennen.
Der Langstock bleibt oft im Fahradständer hängen und kann uns dadurch zum fallen bringen, wie eben auch ein hinderlich hingestellter Aufsteller.
Hingegen geht man jeden Tag den gleichen Weg z. b. zur Arbeit.
Dann weiß man bald, das dort ein Fahradständer, ein Aufsteller oder sogar eine Telefonzelle stehen. Dann umläuft man diese Hindernisse gekonnt, daß es dann so manchen Menschen gibt, der glaubt, man könne doch noch so einiges sehen.
Kleiner Irrtum! Hören, fühlen, riechen, ahnen und wissen ist die Devise.
Oft orientieren wir uns ja an solchen Dingen wie z. b. Poller usw. um den richtigen Weg einzuschlagen. Ansonsten können Poller auch zu Gefahrenzonen werden, wie z. B. eine spontane Baustelle, die einen Tag vorher sicher noch nicht da gewesen ist.
Diese sollte sehr gut abgesichert werden. Am besten mit einer Umzäunung die um das Bauloch herum angebracht sein sollte.
Das es Braillemarkierungen in den Fahrstühlen gibt, ist auch mehr als sinnvoll. Das er, der Fahrstuhlbenutzer auch sprachlich begleitet wird, ebenfalls. Fahrradwege sollten auch geriffelte Markierungen aufweisen, die man gut mit den Füßen und dem Langstock wahrnimmt, um in kein Fahrrad hineinzulaufen oder um das Rad auf dem Weg zu bewahren.
Das hier ist nur mal ein kleiner Einblick in unser alltägliches Leben als sehbehinderter Mensch gewesen, um aufzuzeigen, warum auch z. B. in U–Bahn Bereichen und S–Bahn Bereichen an manchen Treppen auch Markierungen zu finden sind? All diese Hilfen erleichtern uns den Alltag immens, um von hier nach dort zu gelangen.
Leider ist die Stadt noch lange nicht so begehbar, daß man sich ohne Barrieren meistern zu müssen, in ihr zurecht findet.
Jede Situation hat im Auge des Betrachters ihre eigenen Barrieren: Zu geringe Höhenunterschiede, zu große Höhenunterschiede, unbekannte Sprache, unwegsame Wege, wahrnehmbar fehlende Abgrenzungen und Markierungen, nicht lesbar, nicht tastbar, nicht hörbar, nicht erreichbar, fehlende Informationen ...
Rollstuhlgerecht ist noch lange nicht barrierefrei!
Schlichtweg barrierefrei gibt es nicht und wird es auch so bald nicht geben.
Gar nicht so einfach, es allen recht zu machen!