2013, Anfang September bekam ich per E-Mail eine Anfrage vom Blindenverein weitergeleitet. Ein Filmteam aus Brasilien suchte einen Sehgeschädigten Menschen aus Berlin um ihn in seinem Alltag zu filmen. Ob ich mich dafür gern zur Verfügung stellen wolle, fragte Frau Rändel (Pressesprecherin des ABSV) in der Mail. Gern wollte ich das. Ich finde es so wichtig, das die Menschen erfahren, wie wir unser Leben in die Hand nehmen. Ohne damit an die Öffentlichkeit zu treten, wird es noch länger dauern, bis es da keine Hemmschwellen zwischen den Sehenden und uns mehr gibt, daß ich solche Medien gern dafür nutze, um so noch gezielter heran zu gehen.
So kam das Filmteam am 29. September zu mir nach Hause.
Sie machten Aufnahmen in der Wohnung und draußen. Ihnen gefiel meine Parfümsammlung im Badezimmer,die sehr groß und umfangreich ist. Ich sollte ihnen dabei berichten, was mich dazu bewogen hat solch eine Sammlung zu beginnen. Im Wohnzimmer auf dem Sofa zeigte ich ihnen, wie ich ohne etwas sehen zu können einen Schal stricke. ich rklärte ihnen dabei, daß ich ein Projekt ins Leben gerufen habe. Mit dem Verkauf von selbst gestrickten Schals und Fotos von meinen gemalten Werken unterstütze ich taubblinde Menschen. Bei der Vorstellung zusätzlich zur Blindheit auch noch nichts hören zu können bin ich wirklich froh "nur" blind zu sein, das ich unbedingt helfen möchte, die noch zusätzlich zur Blindheit nichts hören können. Denn nichts sehen zu können, war anfänglich so schwer für mich mit um zu gehen nun sich da noch vorzustellen auch nichts hören zu können ist irgendwie unvorstellbar für mich. Auch weil ich nun im Laufe der Zeit mitbekommen habe, das noch sehr wenig für diese Menschengruppe getan wird, hat es mich noch mehr angespornt da etwas zu unternehmen.
Als ich die Brailleschrift lernen mußte, weil ich durch die fortschreitende Erblindung die Schwarzschrift (so wird die Schrift der Sehenden unter uns Blinden genannt) auch nicht mehr mit den Sehhilfen lesen konnte. durch die Brailleböcher, die über Helen Keller handelten (taubblinde Frau) doch lesen zu wollen so gaben sie mir antrieb sie unbedingt erlernen zu wollen. Da nahm ich mir schon als 12 jährige vor, mich später, wenn sich da die Möglichkeit für mich bietet doch dann etwas dafür zu tun.
Durch meine Webseite haben sie auch erfahren, daß ich Kurzgeschichten schreibe. Ob ich nicht eine von ihnen vorlesen könne? Ja sehr gern mache ich das. Ich entschied mich für die Kurzgeschichte: "Der Kampf mit dem neuen Leben". Darin beschreibe ich wie meine Protagonistin ihr Augenlicht verliert und nun lernen muß mit der neuen Situation umzugehen. Wenn Ihr die vollständige Kurzgeschichte wollt, findet Ihr diese als Text und als Hörfassung auf meiner Webseite.
In der Küche baute ich den Malplatz auf. Das sollte auf jeden Fall nicht fehlen, so sagten sie dies zu mir, wie ich als nicht Sehende meine Bilder male.
Danach fuhren wir nach Neukölln wo zu dieser Zeit in einem Restaurant einige meiner Werke ausgestellt wurden.
Am Ende des Drehs wurde Guido und ich noch beim Inliner laufen gefilmt.
Der Tag mit dem Filmteam aus Brasilien war schön.
Nun erhielt ich den Link des Beitrags, der uns gut gefällt.
Viel Vergnügen beim schauen!
Silja Korn,
1966 in Berlin geboren. Von klein auf hat sie eine starke Sehschwäche. Im Alter von 12 Jahren wird sie von einem Auto erfasst und verliert ihr Augenlicht ganz. Nach der Blindenschule absolviert sie eine Ausbildung zur Erzieherin und erkämpft als erste Blinde die staatliche Anerkennung. Korn arbeitet als Spracherzieherin in einer Kita in Berlin Tempelhof.