Licht/Wärme/verlängerte Belichtungszeit.
Im Frühjahr 2016 fand bei Karsten Hein im Atelier ein Vortrag über altertümliche Porträtfotografiertechnik statt.
Da reifte in mir die Idee heran, Porträtfotografie doch mal anders auszuprobieren, indem ich Licht und dessen Wärme nutze um Licht zu erspüren und zugleich mit der verlängerten Belichtungszeit zu arbeiten.
Das war sozusagen die Geburtsstunde meiner "Lichtmalerei".
Andere Blinde, die ich dafür begeistern wollte, belächelten mich nur; bis zu dem Tag als "Shot in the Dark" kam. Ein Film über 4 blinde, bzw. stark Seheingeschränkte Fotografen . Aus den USA natürlich.
Auf eimmal war Lightpainting auch für andere Blinde hochinterssant und sie wollten unbedingt einen Lightpainting
Workshop haben. ...
Während der og. Veranstaltung griff Karsten das Spontan auf und wir
begaben uns in eine dunkle Niesche im Flur, wo eine Kamera
ausgerichtet – und eine Person vom Feuerzeugschimmer angeleuchtet
wurde. Sodas ich die Wärme, die durch die Flamme projiziert wurde mit
den Fingern erspüren konnte; Wo sich der Lichtschimmer auf dem Gesicht der
fotografierten Person befindet. Dadurch, daß die Kamera auf eine lange
Belichtungszeit hatte, blieb genügend Zeit genau zu spüren und zu
lokalisieren, was sich vom Gesicht im Lichtschatten befindet und was
angeleuchtet wird.
Das war nur ein kleiner Versuch, der mich dennoch sehr inspirierte mich noch
tiefgehender damit zu befassen, wie das als nicht sehende Person besser, leichter
funktionieren könnte?
Daraus entstand dann ein neues Fotoprojekt mit Studierenden der "ASh".
Im November 2016 wurde dann das Projekt konkret. Acht Studierende
begeisterten sich ebenfalls für dieses Thema.
Beim ersten der 2 Termine tauschten wir uns darüber aus, wie/was ich
mir darunter direkt vorstelle und wie ich vorgehen möchte. Für den
zweiten Termin hatte eine Studierende ein Atelier von Freunden
organisiert, das wir völlig verdunkeln konnten, so das es realisiert
werden konnte im Dunkeln mit verschiedenen Lichtquellen und verlängerter
Belichtungszeit zu arbeiten.
Es kamen Spiegel, Teelichter, Lichterkette (mit alten herkömmlichen Glühlampen) und ein Kinderlicht mit LED’s zum
Einsatz.
Jeder von uns begab sich mal in die Rolle des Models oder des/der
Lichtakteur/in um sich in beiden Ebenen zu begeben, zu erleben.
Die Belichtungszeit war auf 30 Sekunden eingestellt. Dadurch hatten wir
nur eingeschränkt Zeit um mit den Lichtquellen zu
experimentieren, z.b. die Wärme des Kerzen– oder Lichtscheins auf der
Haut mal näher, weiter weg von sich zu spüren. Entweder durch eigenes
dazutun, indem ich mich selbst beleuchtete oder von jemand anderem
beleuchtet wurde.
Mit der Zeit stellte sich bei mir ein feineres Gespür ein, ob sich der
Lichtschimmer z. b. mehr unterhalb der Nasenspitze oder eher oberhalb
der Nasenwurzel befindet. Beim LED Licht blieb die Lichtquelle für mich
leider verborgen, da ich weder etwas auf dem angeleuchteten Bereich noch
mit den Fingerspitzen an der Lampe erspüren konnte.
Einige der Fotos sind leicht verwischt, verschwommen und eher abstrakt
in der Bildkomposition geworden, weil wir manche Lichtquellen etwas schnell hin und her bewegten und mehrfach mit ihnen über eine Stelle die schon beleuchtet wurde drüber gegangen sind.
Anfang Januar 2017 besuchte ich den Workshop von Sonia Soberats aus den USA (sie ist eine blinde Fotografin aus dem og. Film und malte mit Licht). Da erhielt ich zum Thema: Licht–Wärme–verlängerte Belichtungszeit neue Erkenntnisse
und Einblicke in das Gebiet der fotografischen Lichtmalerei. Sie zeigte wie sie mit der LED–Taschenlampe arbeitet.
Zusammenfassend gesagt, ist es möglich relativ selbstbestimmt mit solcher Fotografiertechnik zu hantieren, wenn man mit dem dazugehörigen Handwerk und Equipment vertraut ist.
Das heißt, genauer zu planen: Was möchte ich fotografieren? Wie möchte ich die Szene inszenieren? Der Umgang mit der Taschenlampe erfordert etwas Übung ist aber lernbar. Der Trick ist sie nah am Körper des Models entlang zu bewegen. Je langsamer man sie bewegt desto mehr Licht strahlt auf die Fläche. Um zu helle, gleißende Flächen und scharfe Striche zu vermeiden sind schnelle Bewegungen aus dem Handgelenk oft besser.
Als blinde/r Fotograf/In muss man versuchen Umgebung und Lichtquelle so gut wie möglich zu kontrollieren.
Das heißt genauer zu planen. Was möchte ich fotografieren? – Wie möchte ich vorgehen, – inzenieren – und den Umgang mit Lichtquellen z. b. (Led–Taschenlampe usw. ..) möglichst genau selbst kontrollieren bzw. selbst bestimmen.
Dazu gehört auch ziemlich genau zu wissen, wie es sich mit der Belichtungszeit verhält.
Das bedeutet:
Ich entscheide selbst wann ich mit dem Foto beginne und wann es fertig ist.
Jedoch benötige ich auf der anderen Seite jemanden der mir die Kamera ausrichtet, einstellt. Den Auslöseknopf der Kamera kann ich per Fernauslöser selbst bedienen.
Wenn ich mit der Lichtquelle das Objekt oder die Person/en beleuchte und mit der anderen Hand erkunde, um die Orientierung nicht zu verlieren und daß schon beleuchtete Bereiche nicht mehrfach beleuchtet – oder Andere gar nicht beleuchtet werden, erfordert mehr Konzentration Übersicht als man unbedarft annehmen mag.
Hierzu stellt sich mir die Frage, wie weit ich Hilfe mehr und mehr minimieren kann, sodass ich auf weniger Assistenz zurückgreifen könnte?
Das wird die Zukunft zeigen, denke ich!
In der Ausstellung der „ASH" ist seit dem 30. Januar 2017 eine Auswahl der Fotos zu betrachten, die im Fotoprojekt mit den Studierenden der „ASH" entstanden sind.
Weitere lichtgemalte Fotos sind auf der Lightpainting Seite zu sehen.
Bildbeschreibungen findet ihr auch auf bildbeschreibungen.wordpress.com
Im Rahmen der Ausstellung "Was Du nicht siehst", habe ich einen Fotoworkshop gegeben.
Als ich um 15h in die Galerie Kungerkiez kam, waren schon einige Teilnehmer für den Workshop anwesend, die portraitiert werden wollen.
Sie interessierten sich sehr für die Technik der Lichtmalerei.
Wie ich es als nicht Sehende umsetze, ohne sehen zu können fotografiere, verblüffte sie doch etwas.
Dabei sind wirklich tolle Fotos entstanden. Wir hatten alle viel Spaß und Freude miteinander.
Am 28. April 2015 war es so weit, das wir blinde Fotografinnen unsere Fotoarbeiten aus dem Fotoworkshop, die wir gemeinsam mit Studierenden der Salomon Hochschule angefertigt hatten, nun endlich der Öffentlichkeit im Kinosaal der Villa Oppenheim präsentieren konnten. Mit der Fragestellung "Geht das denn, das Blinde fotografieren?" im Gepäck
Eine der Teilnehmerinnen war ich.
Karsten Hein, der Fotograf und Dozent an der Salomon Hochschule ist, hatte diesen Workshop seitens begeisterter sehgeschädigter Interessentinnen im letzten Jahr ins Leben gerufen.
Jede Fotoworkshopteilnehmerin hatte an diesem Abend die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeiten und Arbeitsweisen nach eigenen Ermessen darzubieten, wie sie es sich für Ihre Fotopräsentation wünscht. Ich hatte mich dafür entschieden meine Fotos schon während ich vor das Publikum trete zu zeigen und zu demonstrieren, wie ich als nicht sehende Fotografin vorgehe zu fotografieren, sodass sie dadurch schon mal einen näheren Einblick bekommen würden und auch welche Bedeutung die Fotografie für mich hat.
Ich hatte zur Anschauung meiner Fotoherangehensweise meine Fotokamera mitgebracht. Die Demonstrationseinlage von mir wurde sehr positiv vom Publikum angenommen.
Einige meiner Fotos wurden dort erstmalig gezeigt z. B. Die Wasserträgerin und ein Spiegelfoto aus dem Schloß Charlottenburg!
Die Bildbeschreibungen wurden live, akustisch und sowie in Gebärdensprache übersetzt.
Danach erhielten die Gäste die Möglichkeit in einer gemütlichen Runde im Foyer mit uns in Kontakt zu treten.
Viele waren davon sehr herzlich angetan und sind dann noch tiefer in das Thema eingetaucht.
Im letzten Jahr nahm Lisa zu mir Kontakt auf. Sie suchte Sehgeschädigte für
das Fotoprojekt, welches 2012 stattfinden wird. Beim recherieren im Internet stieß sie auf meine Webseite, wo ich vom fotografieren mit der Digitalkamera
berichte und auch einige meiner Fotos ausstelle.
Sie fragte mich ob ich dieses Projekt gerne unterstützen oder auch
teilnehmen möchte. Auf jeden Fall habe ich Lust dazu, erwiderte ich! Aber
bevor ich anderen davon erzähle, sollte ich dies erst einmal ausprobieren.
So trafen wir uns an einem verregneten Samstag in Neukölln in einem Café. Dort lernte ich dann noch weitere Leute kennen die dieses
Projekt betreuen. Sie zeigten mir wie man solch eine Kamera betätigt um
Fotos damit zu machen. Danach ging es dann ans Werk.
Ich war nicht mehr zu bremsen, knipste ein Foto nach dem anderen. Es machte
mir solch einen Spaß! Wir hatten an diesem Tag drei Kameras zur Verfügung,
die ich alle nach einander betätigte. Ich hätte wohl noch weiter geknipst, wenn
die Filme nicht zu Ende gegangen wären. Es ist ein anderes Gefühl damit
Fotos zu schießen.
Eine kleine Auswahl der Fotos sind nun hier auf meiner Seite zu betrachten.
Na, habe ich Dich nun darauf neugierig gemacht, es mal selbst auszuprobieren?
Dann mach mit! ;-)
Die Sinne sind die Wegweiser des Alltags. Ihr Zusammenspiel formt die Art
und Weise, wie wir die Welt sehen und erleben. Doch wie erlebt man die Welt,
ohne sie mit dem Auge zu sehen? Was sieht man, wenn man nicht sieht und was
sieht man vielleicht nicht, wenn man sieht?
Diese Frage haben wir, 5 junge Berliner und Berlinerinnen, uns gestellt und
das Kunstprojekt Blicke wechseln - Sinne wandeln initiiert.
Wir wollen einen ungewöhnlichen Weg gehen und einen Dialog stiften, zwischen
blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen mit den Mitteln der
Fotografie - über Alltagsphänomene, Kuriositäten, Banalitäten, über
Vertrautes und Fremdes im eigenen Alltag und der eigenen Stadt. Dazu werden
wir die Kameramodelle der LOMO nutzen, die uns eine einfache Art der
Bedienung erlauben und vor allem für die spontane Schnappschußfotografie
geeignet sind.
Vier Wochen haben wir uns im Februar und März 2012[1] zu zehnt in
Berlin auf fotografische Spurensuche begeben. Neben gemeinsamen Workshops
und Fotoerkundungen werden wir zwischen den einzelnen Projekttreffen auch
selbstständig, zu zweit oder zu dritt, fotografieren. Als Ergebnis werden
die entstandenen Arbeiten in einer gemeinsam konzipierten Ausstellung im
April einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Neben der Fotografie können zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten ergänzt
werden, wie beispielsweise gesammeltes Audiomaterial, Gegenstände oder
Erzählungen und Geschichten. Das Projekt wird zudem in einer Publikation
(lesbar und hörbar) dokumentiert werden.
Das Projekt findet im Rahmen einer Jugendinitiative des Programmes "Jugend
in Aktion" statt und wird aus den Mitteln der europäischen Union
finanziert.[2] European Intercultural Forum e.V. stellt für den gesamten
Projektzeitraum eine Mentorin zur Seite. Für die Projektteilnehmer_innen
werden alle Kosten, die im Rahmen des Projektes stattfinden gedeckt.
[2] Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission
finanziert.
Fließende Menschen
Durch die schnelle Bewegung der Kamera zerfließen die drei Personen auf dem
Bild.
Neue Architektur
Durch Mehrfachbelichtung entsteht eine neue Hausform. Vor der Silhouette
des Hauses spielen sich viele Szenen ab, bunt und lebendig.
Das Amtsgebäude von Neukölln.
Durch den Weitwinkel sieht es so aus, als
würde sich das Haus bewegen.
Hausfächer
Durch Mehrfahbelichtung sieht ein Haus aus wie aufgefächert. Aus der Mitte
des Bildes wächst ein Baum und eine Frau mit Kopftuch ist zu sehen.
Rot gefächerts Haus
Mehrfachbelichtung in Rottönen
Uhr
Mehrfachbelichtete Straßenszene mit Uhr
Am 13.04.2012 war es nun so weit, das wir unsere Lomofotografieen der
Öffentlichkeit im
Fincan in der Altenbraker Straße 26 in Berlin Neukölln präsentierten.
Fünf junge Berliner sind den Fragen nachgegangen: Die Sinne sind unsere
Wegweiser des Alltags. Ihr Zusammenspiel formt die Art und Weise wie wir die
Welt sehen und erleben. Doch wie erlebt man die Welt, ohne sie mit dem Auge zu sehen? Was sieht man, wenn man nicht oder nur eingeschränkt sieht und was sieht man nicht, wenn man sieht?
Daraus inzinierten sie einen Workshop.Er fand von Ende Februar bis März
statt, bei dem sich 9 blinde, sehbehinderte und sehende Menschen auf fotografische
Spurensuche begaben. Unter eigens gewählten Themenstellungen haben wir gemeinsam in einer intensiven vierwöchigen Projektphase den bekannten und
unbekannten Berliner Stadtraum erkundet,
Iris und ich haben ein Tandem gebildet. Wir trafen uns an einem Freitag
Nachmittag um dann gemeinsam durch die Straßen in der Nähe vom U-Bahnhof
Kurfürstenstraße zu schlendern. Ich machte Iris auf Dinge aufmerksam die ich
durch meine Nase oder Ohren wahrnahm. Sie erzählte mir dann noch kleine
Details dazu, die ich nicht hörte oder riechen konnte. Auf diese Weise
ergänzten wir das Bild in unseren Köpfen. Dabei sind spannende Motive
entstanden. Obwohl wir uns in den gleichen Straßen befanden haben wir ganz
unterschiedliche Fotos geknipst.
In zahlreichen Gesprächen haben wir dann einige von den Fotos ausgewählt die
wir zur Eröffnung dieser Ausstellung der Öffentlichkeit präsentieren
wollten. Wir haben uns dann überlegt, wie wir diese dann für Sehgeschädigte
Ausstellungsbesucher haptisch umsetzen können? Iris hat drei von den vier
Fotos ausgewählt die sie später dann mit Windowcolor grob nachempfand. Wenn
diese Farbe getrocknet ist, kann man die Umrisse gut fühlen.
Ich habe ein
abstrakt fotografiertes Foto auf einer Leinwand mit Wasserfarbe angefertigt,
das dem Original ziemlich ähnlich kommt. Das sagen zumindest die Sehenden.
Jedes Tandem was sich gebildet hatte, entwickelte eine ganz andere
Herangehensweise zum Thema Fotografie mit der Lomokamera und Wahrnehmung der
Umgebung. Das war sehr spannend. Wichtig war auch dabei der Austausch mit
den anderen Tandems um den Prozess der eigenen Wahrnehmungsfindung in
ständiger Bewegung zu halten und zu hinterfragen.
Der Workshop "Blicke wechseln - Sinne wandeln" fand im Rahmen einer
Jugendinitiative des Programmes "Jugend in Aktion" statt und wurde aus den
Mitteln der europäischen Union finanziert.
An dem Abend war ein Filmteam dabei das die Vernissage dokumentierte.
Die Idee ein Foto nachzumalen haben wir vertieft und ich habe dies an dem
Abend der Vernissage für die Besucher angeboten. Es wurde gut angenommen.
Dadurch sind die Besucher und ich auf unkomplizierte Art und Weise in ein
lockeres Gespräch gekommen.
Die Vernissage war ein voller Erfolg, denn es kamen erstaunlich viele
Ausstellungsbesucher.
Ich werde mir auf jeden Fall in kürze eine Lomokamera anschaffen. Da mir die
Art und Weise Fotos zu "kreieren" ausgesprochen gut gefällt.
Wenn man noch weitere technische Fragen zur Lomokamera hat oder im
allgemeinen mehr darüber erfahren möchte lade ich alle herzlich ein, bei mir vorbei zu schauen.
Lomokameras bekommst du auch im Lomography Gallery Store
Oder einfach mal gründlich schauen welche anderen Kameras Mehrfachbelichtung "können"!!
Wer sucht, der findet alt aber gut, im analogen Bereich 30-50€ Kameras mit (theoretisch) unbegrenzter Belichtungsanzahl für ein Foto
und im digitalen Bereich sind es derzeit (2019) bis zu 9 Belichtungen bei ISO 80, 16Mp; und beides funktioniert tadellos.