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Steffis Geschichte

Peter und Stefanie lernen sich auf Steffis Geburtstagsparty kennen. Peter ist der Cousin von Stefanie, der das erste mal nach Deutschland gekommen ist, weil seine Cousine ihren 18 Geburtstag feiert. Peter hat lange mit sich gerungen, ob er dieser Einladung seiner Cousine nachkommen sollte. Sein Vater Tom und seine Mutter Marja haben lange auf ihn eingeredet, bis sein Entschluss feststand, das er nach Berlin zum Geburtstag seiner Cousine fliegen wird. Er kannte seine Cousine nur von Fotografien her. Er wusste durch Erzählungen seiner Eltern, das sie die Tochter von seiner Tante Doreen ist. Auch wusste er, das Doreen die Schwester von seinem Vater ist. Sie hatte vor 19 Jahren Klaus aus Deutschland geheiratet. Beide hatten sich vor 22 Jahren in Berlin beim Kongress kennen gelernt. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick, erzählte ihm sein Vater kürzlich. Da Doreen über beide Ohren in Klaus verliebt war, hat sie ihr Leben in Amerika für ihn aufgegeben. Seither ist Doreen nie wieder in Amerika gewesen. Weiter erzählten ihm seine Eltern, das Steffi ein Adoptivkind sei. Klaus und Doreen hatten bald nach ihrer Hochzeit erfahren, das Klaus zeugungsunfähig ist. Für Doreen war es kein Bruch ihrer Liebe zu ihrem Mann. Beide waren sie sich einig, wenn es eben nicht auf natürliche Weise sein sollte, würde nichts dagegen sprechen, sich für ein Pflegekind oder Adoptivkind zu entscheiden. Da Klaus durch seinen Beruf, (Arzt) im Krankenhaus, häufig miterleben musste, wie Kinder gleich nach der Geburt zur Adoption freigegebn wurden oder in PflegeFamilien abgegebn wurden, erschien es ihm, als Zeichen Gottes, das er zeugungsunfähig ist. Doreen, die allein schon durch ihren Beruf (Heimleiterin) jeden Tag mit Kindern zu tun hatte, erlebte selbst, das es viele Kinder gab, die kein schönes Zuhause hatten und von ihren Familien ins Heim abgeschoben wurden. Somit war es für beide kein Hindernis, sich eben um ein Adoptivkind oder anderenfalls um ein Pflegekind zu bemühen. Doreen, die mit der Materie Adoptiv- und Pflegekind gut Bescheid wusste, war sich im Klaren darüber, das es nicht leicht sein würde, ein Adoptivkind zu bekommen, räumte aber den Gedanken ein, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, ein Adoptivkind zu bekkommen, sollten, sie sich gleichermaßen um ein Pflegekind bemühen. Gesagt getan, ein Jahr nach ihrem Antrag beim Jugendamt, erhielten sie das Schreiben, sie würden nun an der Reihe sein Adoptiveltern zu werden. Im Schreiben stand noch unter anderem, das es ein behindertes Kind sein wird. Doreen und Klaus, wollten es erst nicht glauben, was sie da gelesen hatten. Wieder und wieder lasen sie das Schreiben vom Jugenamt. Weiterhin war noch ein Foto vom Baby am Schreiben angeheftet worden. Das kleine Wesen, was da auf dem Foto zu sehen war, wirkte so zerbrechlich, das sich in Doreen, eine Art Muttergefühl breit machte. Bei Klaus machte sich ein Gefühl von Verwirrung und Traurigkeit breit. Er stellte Gott die Frage: Warum lässt Du das zu, das wir auch noch ein behindertes Kind zugewiesen bekommen? Reichte es ihm denn nicht, das sie keine eigenen Kinder bekommen konnten? Doreen sah in Klaus Gesicht die Verwirrung und tiefe Traurigkeit. Klaus sprach sie, sei nicht zornig mit dem Herren, wir beide sind stark, wir werden es gemeinsam schaffen. Klaus sah sie an und fühlte, das sie es so meinte, wie sie es sagte. Gut, wir werden uns das Kind im Krankenhaus ansehen und dann werden wir uns erst entscheiden. Doreen nickte mit dem Kopf und lächelte ihrem Mann aufmunternd zu. Am nächsten tag fuhren sie zum Neuköllner Krankenhaus. Im Auto nahm Doreen die Hand ihres Mannes in ihre und sagte: Wir werden es gemeinsam schaffen! Da im Schreiben vom Jugendamt keine weitere Infomation stand, um welche Behinderung es sich da handelte, konnten sie die Nacht über kein Auge zumachen. In Klaus stiegen Bilder von verunstalteten Kinderkörpern auf. Doreen spürte seine Gedanken und drückte seine Hand noch fester in ihre. Versuche bitte, nicht den Teufel an die Wand zu malen, sei offen für das, was uns gleich erwarten wird! Was bringt es Dir, das Du Dir vorher solch unnötigen Gedanken machst. Wir können dann immer noch die Adoption ablehenen, sollte es unseren Vorstellungen nicht entsprechen. Sie stiegen beide aus dem Auto und gingen zur Information. Am Empfang saß eine sehr junge hübsche Frau und lachte sie freundlich an. Womit kann ich ihnen denn behilflich sein, fragte sie? Wir wollen zur Kinderstation, gab Klaus der Frau am Tresen zur Antwort. Wir haben gestern ein Schreiben vom Jugendamt erhalten, das wir uns heute hier einfinden sollen um ein Kind in Augenschein zu nehmen. Ach so sie sind also, Herr Sommerfeld und Frau Sommerfeld, fragte die junge Frau hinter dem Tresen und stand hinter dem Schreibpult auf und setzte sich unvermittelt in Bewegung. Gleichseitig verloschen die freundlichen Züge aus ihrem jungen Gesicht. Bitte folgen sie mir zum Fahrstuhl. Doreen und Klaus nahmen sich bei der Hand und folgten der Aufforderung der jungen Frau. Am Fahrstuhl angekommen, zeigte sie ihnen in welchem Stockwerk sich die Kinderstation befindet. Klaus und Doreen stiegen in den Fahrstuhl und bedankten sich bei der jungen Frau. Als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte, sagte Doreen zu ihrem Mann, hast du bemerkt, wie sich ihr freundliches Gesicht in ein verschlossenes Gesicht verwandelt hat? Ja, sagte Klaus. Hast Du gesehen, welchen Stockwerk sie uns gezeigt hat? Ja, in den fünften müssen wir! Im fünften angekommen, öffnen sich die Türen von selbst und sie sehen einen Gang der zu zwei verschiedenen Abzweigungen führt. Als sie so dastehen und nicht so recht wissen, in welche Richtung sie gehen sollen, spricht sie ein Arzt in weißen Kittel an. Sind sie Frau und Herr Sommerfeld? Ja, sagen beide und der Arzt setzt sich so gleich zum gehen in Bewegung. Bitte folgen sie mir! Doreen sieht ihrem Mann in die Augen und hakt sich bei ihm unter. Vor einer Glastür bleiben sie stehen, der Mann im weißen Kittel dreht sich nach ihnen um und sagt dann sehr unvermittelt, ihre Tochter ist in diesem Zimmer. Klaus dem es plötzlich auffällt, das sich dieser Mann gar nicht vorgestellt hat, fragt genauso unvermittelt, wie ist ihr Name gleich noch mal? Der Arzt sieht ihn verblüft an, habe ich mich nicht bei ihnen vorgestellt? Nein, gibt Doreen gleichermaßen verblüfft zu Antwort. Ich bin der Stationsarzt Dr. Körner. Klaus, der sich allmählich aus seiner Versteinerung befreit hat, sieht dem Mann tief in die Augen und fragt, welche Behinderung hat das Kind? Der Arzt erneut verblüfft, hat man es ihnen wahrhaftig nicht im Schreiben mitgeteilt! Nun schaltet sich Doreen ein, würden wir sonst so ... fragen! Er bekreuzigt sich und sagt ganz schnell, sie ist blind. Klaus und Doreen fallen sich vor dem Arzt in die Arme und drücken sich ganz fest. Doreen faßt sich an die linke Brust und schickt ein Stoßgebet zum Herren ab. Danke, lieber Herr! Dr. Körner zeigt durch die Glastür auf das Bett am Fenster und sagt das es sie ist und entfernt sich zugleich. Doreen drückt die Klinke hinunter und tritt zuerst in den Säuglingsraum ein. Klaus ist sich noch nicht ganz sicher, ob er es so ohne weiteres annehmen will, das es jetzt ihr Kind werden soll. Doreen dreht sich nach ihrem Mann um, gibt ihm ein ja zu verstehen und erinnert ihn damit daran, was sie ihm im Auto zu geflüstert hat! -- Gemeinsam sind wir stark! -- Er folgt seiner Frau und tritt mit ihr ans Bett der kleinen Stefanie. Beide sehen auf das Baby im Gitterbett. Klaus spricht zuerst, sieht sie nicht wie ein Engel aus? Doreen nimmt nichts mehr um sich wahr, sieht nur noch das Kind vor sich liegen. Klaus klopft ihr auf die Schulter und reißt sie aus ihren Gedanken heraus. Nun sag schon, ist sie nicht süß? Doreen beginnt zu weinen und nickt mit dem Kopf. Klaus geht näher zum Bettchen heran und liest sich die Patientenmappe, die am Bettchen von Steffi befestigt ist durch. Dabei erfährt er, das sie ohne Augen zur Welt gekommen ist. Doreen, die die ganze Zeit gebannt auf das Kind geschaut hat, sieht plötzlich in Klaus Richtung und erschrickt. Klaus, ist weiß wie eine Wand geworden und lässt die Mappe los. Doreen sieht nun selbst in die Mappe und schlägt die Arme über den Kopf zusammen und ruft immer zu: Oh Gott, oh Gott! Als sie sich nach dem ersten Schrecken gefangen haben, nimmt Klaus seine Frau in die Arme und sagt, Gott will es wohl so, wie sagtest Du es vorhin im Auto so treffend zu mir, gemeinsam sind wir stark. Frau Sommerfeld und Herr Sommerfeld haben sie sich entschieden? Klaus und Doreen haben es nicht bemerkt, das sich noch jemand anderes im Raum aufhielt. Beide zuckten zusammen und wandten sich der Stimme zu, die sie so abrupt aus ihren Gedanken riß. Ja, wir nehmen sie! Wann dürfen wir sie denn nach Hause holen? Wenn sie möchten, gleich Morgen. Klaus wollte gerade ein Veto einlegen, da gab Doreen ihm ein Zeichen, laß gut sein, mein Schatz, es ist okay so! Nachdem Peters Vater aufhörte weiter zu erzählen, fragte Peter, haben sie dies bis heute nicht bereut, sie in ihre Familie aufgenommen zu haben? Nein, Peter, sie ist ab da nichts anderes für sie gewesen als ihr Kind. Nun möchte ich noch wissen, was es mit dem ersten Kuß auf sich hatte; und warum man ihnen nichts im Schreiben vom Jugenamt mitteilte, das Steffi ohne Augen zur Welt gekommen ist? Peters Vater lehnte sich im Sessel zurück und starrte eine Zeit lang an die Decke und mußte kurz über die gestellten Fragen seines Sohnes nachdenken. Als sie Steffi am nächsten Tag durch ihre Haustür trugen, schenkte jeder von ihnen, ihrem von Gott anvertrauten Kind einen Kuß auf die Wange. Somit war der ewige Kreis zwischen ihnen geschlossen worden, gab er seinem Sohn zu verstehen. Auf die zweite gestellte Frage, verzerrte sich sein Gesicht und er antwortete lange nicht, bis Peter ihm am Arm tippte und noch energischer auf seinen Vater einredete, er möge es ihm doch erzählen. Sein Vater sah ihn mit traurigen Augen an und meinte dann: man hatte Steffi schon versucht an andere kinderlose Paare zu vermitteln. Doch wenn sie vorher erfuhren, wie es um Steffi bestellt war, lehnten die Paare es ab, sich überhaupt das Kind anzusehen. Als Steffi in die Obhut von Doreen und Klaus kam, war Steffi bereits schon acht Wochen alt. So entschied man sich, dies den Eltern vorher nicht mitzuteilen. Nun ja, ein verantwortliches Handeln vom Jugendamt war es wirklich nicht. Aber man hoffte so, das sich so eher Paare bereit erklärten, sich wenigstens Steffie anzuschauen. Womit sie letztendlich auch Recht behalten sollten. Peters Gesicht nahm ein tiefes Entsetzen an, doch im selben Moment strahlte sein Gesicht wieder auf. Da das Schicksal Steffie nicht im Stich gelassen hatte, denn sie hatte großes Glück gehabt, da sie in eine so wunderbare Familie letztendlich aufgenommen worden ist. Peter freute sich nun inständig auf die Familie in Deutschland. In zwei Wochen sollte der Flug nach Deutschland gehen. In Peter wuchs die völlige Aufregung, er konnte zum Teil an nichts anderes mehr denken. Er zählte jeden Abend vor dem einschlafen die Tage. Nun würde es nicht mehr allzu lange dauern, bis er in der Maschine nach Frankfurt säße. Von Frankfurt aus, würde er dann in eine andere Maschine umsteigen müssen. Er hoffe, sein Deutsch würde für den Anfang ausreichen! Seit vier Jahren lernte er Deutsch in der Schule. Ihm gefiel diese Sprache gut und ihm fiel es auch sehr leicht sie zu erlernen. Jeden Tag nahm er sich das Wörterbuch vor und blätterte für einige Stunden darin herum. Seine Eltern beruhigten ihn, Du, Deine Tante Doreen wird Dir sicher am Anfang viel behilflich sein. Mach dir nicht solch große Sorgen. Noch etwas beunruhigte ihn sehr. Hoffentlich würde ihn Stefanie mögen! Das sie nichts sehen konnte, stellte sich für ihm als kein großartiges Problem dar. Er hatte schon häufiger blinde Menschen in Bus, U-Bahn und auf der Straße bewundernd nachgeschaut. Das Warten auf diesen gewissen Tag fiel ihm unheimlich schwer. Er ersehnte diesen Tag nun schnell herbei. Ein Tag vor der Abreise kam seine Großmutter Anna zu Besuch und sagte zu Peters Eltern, ob sie nicht auch finden, das ihr Peter mit seinen 14 Jahren zu jung ist, um allein einen solch langen Flug mit umsteigen in Frankfurt zu bewältigen? Nein, sagten die Eltern, wir trauen unserem Sohn dies zu. Die Großmutter gab zu bedenken, das es für den Jungen eine Übeforderung sein könnte. Da trumfte Peter auf und gab der Großmutter zu verstehen, das er das selbst für sich entscheiden könnte. Er erzählte seiner Großmutter, das sein Freund Paul schon seit Jahren allein nach Deutschland zu seinem Vater fliegen würde. Meinst Du da nicht auch, wenn es Paul hinbekommt, dann werde ich dies wohl doch erst recht hinbekommen. Seine Großmutter sah es ein und wünschte ihm morgen einen guten Flug. Der gewisse Tag, war endlich da -. Juhujuhu, rief Peter, "Deutschland" ich komme! Auf dem Flughafen Berlin Tegel angekommen, sieht er schon seine Gasteltern von weitem stehen und sie winken ihm freundlich zu. Auf einem Plakat steht in Leuchtbuchstaben: Willkommen in Berlin Peter!



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