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Mein Leben selbst in die Hand nehmen!

Das nehme ich nicht länger hin, denkt Alissa energisch, dass jemand über mich ständig bestimmen will, was ich kann – was ich darf – und selber möchte ...
Damit ist endgültig Schluss, entschließt sie sich. Wieder einmal gab es eine diskussionsreiche Auseinandersetzung mit der Mutter. Sie verbot ihr zum x–ten mal auf eine Party zu gehen. Nun werd’ ich’s ihr aber zeigen, denkt Alissa beharrlich und fasst nach kurzer Bedenkzeit den Entschluss Lea anzurufen, um sie zu fragen, ob sie Zeit habe mit ihr bummeln zu gehen. Die Freundin zögert ein Moment und sagt dann aber zu. „Wohin wollen wir denn hingehen“, fragt Lea. „Lass uns mal in die erst kürzlich neu eröffnete Einkaufspassage gehen“, schlug Alissa vor. „Gut ich bin in einer halben Stunde bei Dir“. „Klasse, bis gleich“!

Sie geht zu ihrer Kommode und zieht von ganz unten aus der letzten Schublade ein super hautenges T–Shirt hervor. Das hat sie von ihrer Freundin Lea geschenkt bekommen. Dann holt sie ihr Sparteufelchen vom Regal und entnimmt ihm alles Geld und steckt es in die große Seitentasche ihrer Jeansjacke.

Sie kämmt sich noch schnell die Haare durch und macht sich auf, die Stufen nach unten zu gehen. In der Mitte der Treppe setzt sie sich aufs Geländer um es hinunter zu rutschen. Das haben ihr die Eltern zwar untersagt, es könnte ja viel zu viel passieren....
Das hielt ihr die Mutter bei jeder erdenklichen Gelegenheit vor. Nur weil ich nichts sehe, dachte Alissa bitter. Das wird sich sogleich ändern, nahm sie sich vor! Denn ich bin kein kleines Mädchen mehr. Im Gegenteil, in einigen Monaten bin ich 18. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber sie wusste, dass dies nicht so weiter gehen darf. Unten angekommen fing sie der Vater auf. Er musste wohl gerade ins Treppenhaus getreten sein. Sie hatte ihn nicht kommen hören.
„Na meine Süße! Wie geht´s“? „Gut“, flunkerte Alissa. Ihn wollte sie keinesfalls verärgern, da er stets dafür sorgte, dass sie auch wenn sie blind ist, vieles ausprobieren durfte. Auch wenn die Mutter ihm danach viele Vorhaltungen machte, was alles hätte ... könnte. Er hatte ein völlig anderes Verhältnis zu ihrem Handicap. „Wohin soll denn die Reise gehen meine Liebe“? „Lea wird jeden Augenblick klingeln, wir wollen shoppen gehen“. „Oh, das ist ja prima“, lachte der Vater verschwörerisch. Er zog den Geldbeutel hervor und reichte ihr einen Geldschein. „Hier nimm und sag Mama nichts davon“. „Geht klar“, sagt sie strahlend und verstaut den klein gefalteten Schein schnell in der Hosentasche. Da klingelt es auch schon, Lea...

„Na dann ihr Hübschen, habt einen wunderschönen Tag“. „Ja, den werden wir haben“, sagt Alissa beherzt und geht mit Lea fort. Der Vater sah ihnen noch lange nach und dachte bei sich, wie groß gewachsen seine Tochter war. Eine sehr ansehnliche Figur sie doch hat. Die langen lockigen roten Haare umspielten ihre schmale, sonnenbeschienene Silhouette.
Die Beine waren dezent muskulös und gerade gewachsen. Ob sie das wusste, wie hübsch sie war, fragte er sich. Da riss ihn die Stimme seiner Frau abrupt aus seinen Gedanken heraus. „Gert Jan!, wo geht Alissa hin?“ „Sie geht mit Lea schoppen“, sagte er wie nebenbei. „Sie hat mir gar nichts davon gesagt“, schmollte sie. „Ach Schatz, sie ist eine junge Frau. Willst Du sie niemals loslassen“? „Das ist ja eine blöde Frage“, schrie sie außer sich. „Warum“, fragte er. „Hat sie nicht ebenso das Recht über ihr Leben zu bestimmen“? „Sie ist blind. Hast Du das schon vergessen“!

„Christin, gewöhne dich daran, dass sie zukünftig ihre eigenen Wege geht“. Er wollte sie gerade in die Arme schließen, da dreht sie sich schon auf dem Absatz um und geht schnellen Schrittes davon. Er sah nur noch wie geschmeidig ihre zierliche Gestalt hinter dem Raumteiler verschwand. Sie sah mit ihren 40 Jahren immer noch sehr attraktiv aus; knackig, dachte er entzückt. Sie hatte es bis heute nicht verwunden, dass ihre Tochter blind zur Welt gekommen war. In den beinahe 18 Jahren hat sie es nicht verstehen können, dass dies ausgerechnet ihr passieren musste. Die vielen Gespräche die sie seither mit all den Ärzten geführt hatten, hat sie nicht versöhnen können. Er liebte seine Frau und seine Tochter sehr. Für ihn gab es nie etwas anderes als seine kleine Familie.

Alissa war ein Wunschkind gewesen. Nun stand sie wie ein ungewollt drohender Schatten zwischen ihnen. „Gert Jan!“, rief sie ihn. „Das Essen ist fertig“.

Alissa genoss diese erzwungene Freiheit sehr mit der Freundin. Lea zeigte ihr alles was es in den Geschäften zu sehen gibt. Bald hielten die Freundinnen zahlreiche Tüten in den Händen. „Was nun?“, fragte die Freundin. „Wohin wollen wir noch“? Alissa überlegte kurz und sagte dann:„Zum Friseur“. Lea sah sie entsetzt an. „Wie?“, die schönen langen Harre sollen ab“? „Ja“, lachte Alissa. „Ich möchte einen super kurzen Haarschnitt haben und Strähnen sollen da auch noch rein“. „Was werden Deine Eltern wohl dazu nur sagen“, fragte Lea? „Das interessiert mich momentan gar nicht“. „Ich glaube da vorne ist einer“, sagt Alissa. „Es riecht nach Haarmittelchen“. Sie lacht so losgelöst, das Lea sich davon anstecken lässt, mit zu lachen. Beide Freundinnen betreten den Laden und suchen sich einen Platz. Eine sehr modisch gekleidete junge Frau heißt sie herzlich willkommen. Sie sieht die beiden Mädchen an. „Was kann ich für euch tun“? Alissa erklärt ihr, wie sie ihre neue Frisur haben möchte. „Mädel bist Du Dir da ganz sicher?! Deine langen Haare abschneiden zu lassen? Sie sind so schön“. Um dem Gesagten noch einen Nachdruck zu verleihen faßt sie Alissas Haare an und lässt sie durch ihre schmalen, gepflegten Finger gleiten. „Selten habe ich solch schönes Haar gesehen“. Alissa wird unruhig auf dem Friseurstuhl und wippt hin und her. „Gut“, sagt die junge Friseurin und nimmt die Schere vom Regal. Schnipp, schnapp macht es in Alissas Ohren. Ein seichtes lächeln umspielt ihren feingeschnittenen Mund. „Ist das so in Ordnung“, fragt die junge Frau sie in einer kurzen Schneidpause. Lea tippt Alissa seitlich an. Dann flüstert sie ihr ins Ohr, „Du es sieht grandios aus“. Alissa sagt:“Ja, so ist es schon mal nicht schlecht. Nun die Strähnchen bitte“. „An welche Farbe haben sie da gedacht?“ Lea sieht das Regal schnell auf einen Blick an und flüstert Alissa erneut leise etwas ins Ohr:“Blau würde total gut zu Deiner Haarfarbe passen“. „Also ich möchte Blau“. Die junge Friseuse geht zum Regal und entnimmt ihm die gewünschte Flasche. Bald sind die Strähnen in den Haaren. „Cool“, sagt Lea. „Deine Eltern werden Dich nicht wiedererkennen“. „Prima“, lächelt Alissa, „so hab ich´s mir vorgestellt“. Die junge Frau hat noch immer nicht bemerkt, das ihre Kundin blind ist. Ist auch schwer zu bemerken, denn Alissas Augen sind so klar blau mit langen dichten Wimpern umsäumt, das man beim ersten hinsehen gar nicht gleich auf die Idee kommt, sie könne nichts sehen. „Nun noch bitte die Brauen zupfen und Wimpern und Brauen färben“, sagt Alissa freudig. „Ja, mh, ja das ist gut“, meint die Friseurin etwas nachdenklich und sieht sich Alissas Profil von der Seite genauer an. Sie geht erneut zum Regal und entnimmt ihm eine Flasche mit Farbe.

Lea lässt Luft zwischen ihren Zähnen entweichen. „Hey Freundin, Du siehst wirklich schrill aus“. „Ja das muss ich auch sagen. Sehr hübsch“. „Lea“, sagt Alissa, „gib mir aus der kleinen Tüte bitte die großen Ohrringe. Ich werde sie jetzt anlegen und auch den neuen roten Lippenstift“.
„Wow liebe Freundin. Das ist krass ...“ „Hallo“, hören die Frauen von hinten. „Ja“, sagt die junge Friseurin. „Ich möchte bitte meine Harre gewaschen und geschnitten haben“. Eine ältere Frau hatte den Laden betreten. Keiner der jungen Frauen hatte dies mitbekommen. „Ich bin schon eine Weile hier“, sagt sie nun ziemlich angesäuert. „Sie haben nicht reagiert, als ich Sie ansprach“. „Entschuldigen sie bitte Frau Hermann. Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen“? „Um Gotteswillen nein, dann kann ich wohlmöglich nachts nicht schlafen“. „Oder mögen Sie etwas anderes zu trinken“? „Nun ja, mit einem Gläschen Sekt mit einen kleinen Schuss Organgensaft drin, wäre ich einverstanden“, kichert sie viel zu hoch und sieht Alissa von der Seite an und kann es sich nicht verkneifen auch ein Urteil ihres neuen Aussehen von sich zu geben. „Mannomann ihre Freundin sieht ganz schön gewagt aus. Wenn ich ihre Mutter wäre würde ich vor Wut außer mir sein“. Spitzfindig gibt Alissa ihr zu verstehen:„Ja? Fein, dass Sie nicht meine Mutter sind“.

Die Frau verzieht ihren Mund vor Entsetzen zu einer hässlichen bösen Grimasse und schnappt nach Luft wie der berühmte Fisch. „Du“, flüstert Lea, „der hastes aber gegeben“.

Draußen vor dem Geschäft biegen die beiden sich vor Lachen. „Macht Spaß“, sagt Alissa, „endlich mal nicht nur vernünftig zu sein“. „Echt ultra–cool“! „Lea“, sagt Alissa, „nun gehen wir einen Cocktail trinken“. Die Freundin legt eine Hand auf ihre Schulter. „Nun liebe Freundin, wollen wir’s mal nicht gleich zu sehr übertreiben,denn sonst lässt Dich Dein Vater nicht mehr mit mir losziehen“. Alissa fühlt auf dem Ziffernblatt ihrer Uhr. „Stimmt, es ist höchste Zeit nach Hause zu fahren“. „Das werden wir uns auf jeden Fall fürs nächste Mal aufheben“, sagt Lea. Die Straßenbahn 18 steht noch an der Haltestelle. „Komm, wenn wir uns beeilen erreichen wir sie noch rechtzeitig bevor sie abfährt“, treibt Lea sie energisch an.

Alissa ist eine gute Sprinterin. Ihr macht das nichts aus, denn seit sie eine andere Schule besucht, hat sie jeden Laufkampf mit dem ersten Platz belegt. Demnächst nimmt sie zum ersten mal an den Paralympischen Spielen teil. Das macht sie super stolz.
In der Bahn lachen die beiden so ausgelassen wie schon lange nicht mehr. Seitdem sie nicht mehr gemeinsam in die Grundschule gingen. Lea geht auf das städtische Gymnasium. Alissa besucht ein Gymnasium für Sehgeschädigte und Blinde. Jeden morgen fährt sie der Vater mehrere Kilometer dort hin und mittags wird sie von der Mutter von dort abgeholt. Sie solle nicht ins Internat abgeschoben werden. So drückten sich die Eltern aus. Damals fand Alissa das auch besser so. Doch heute kamen ihr Zweifel auf, denn ihre Klassenkameraden führten ein entspannteres Leben, da sich da nicht ständig irgendwelche Eltern in deren Entscheidungen reinmischen, glaubte sie. Lea rüttelt an ihren arm. „Du, wir müssen“ .. Alissa schnappt sich schnell ihre Tüten und steigt mit ihr aus.

Zu Hause angekommen hört sie schon die Mutter hinter der Wohnzimmertür ihren Namen rufen. Alissa hängt ihre Jeansjacke mit völliger Ruhe an die Garderobe und fährt mit der Hand noch prüfend durch die Haare und holt dabei tief Luft. Sie öffnet die Tür zum Wohnzimmer. „Christin“, hört sie ihren Vater sagen, wie er sanft auf die Mutter einspricht. „Oh Kind, was hast Du bloß getan!!! Was ist mit Deinen so wunderschönen langen Haaren geschehen“? Alissa dreht sich genüsslich hin und her als würde sie ein Fotomodell sein. Glücklich erwidert sie: „Ab ge schnit ten“.

Die Mutter schlägt die Hände vorm Gesicht zusammen und sagt:„Kindchen, oh Kindchen“! Der Vater lacht und sagt: „Mir gefällts. Sieht brillant aus“. „Aber warum nur Alissa“, fragt die Mutter nach dem ersten Schreck nun etwas gefasster. „Wollte endlich mal anders aussehen“. „Wenn Du meinst“, entgegnet die Mutter sehr barsch.

„Eine neue Jeans und eine Tunika hast Du wohl auch“, stellt die Mutter nicht gerade erfreut fest. Strahlend sagt Alissa: „Ja, beides sitzt so richtig gut an mir, als wurde es für mich gemacht“. „Setz Dich“, ich hole das Essen. „Nein danke, ich hab keinen Hunger. Seit mir nicht böse, ich geh nach oben“. Sie dreht sich noch mal um und sagt in den Raum hinein. „Übrigens am Wochenende geh ich aus“. „Alissa nein, nein! Das erlaube ich ganz bestimmt nicht! Gert Jan! sag Du auch mal was dazu“ raunzt ihn die Mutter an. „Christin, Du weißt wie ich darüber denke. Von mir aus kann sie gehen. Ruf uns dann nur an, wenn wir Dich von dort abholen sollen. Denn zu dieser Zeit fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr.“ „Ja, das werde ich tun“, sagt Alissa siegesbewußt! Beim hinausgehen hört sie noch wie die Mutter zum Vater sagt: „Wie konntest Du mir nur so in den Rücken fallen“! Alissa steigt die Stufen zu ihrem Zimmer wie auf Wolke sieben hinauf. Sie kann das Grinsen nicht mehr zurückhalten, auch wenn es nun dicke Luft zwischen den Eltern gibt. Oben angelangt geht sie ins Badezimmer, lässt sich ein Bad ein, geht ins Zimmer und macht laut Lena an. Beschwingt zieht sie sich aus und steigt ins Schaumbad.

Da brummt ihr Handy. Sie drückt auf die Taste. „Alissa, bist Du es“, hört sie eine tiefe Männerstimme fragen? „Ja, wer sonst“?!, trillert sie in die Sprechmuschel! „Wo drückt der Schuh“? „Du, hast Du morgen schon was vor“? „Nein“, sagt sie voller Vorfreude. „Toni und ich wollen morgen gegen 20 Uhr ins Dong und wir wollen Dich und Lea fragen ob ihr mit wollt“ „Also ich auf jeden Fall“, sagt sie. „Wie es bei Lea aussieht, weiß ich nicht“. „Rufst Du sie an“, fragt Heijo. „Mach ich!“ „Gut dann bis bald“, sagt er und legt auf. Alissa lässt den Schaum durch die Finger rinnen und spricht beschwingt in die Nummer von Lea ins Telefon. „Hi“, hört sie bald Lea sagen. „Heijo und Toni fragen ob Du morgen mit ins Dong kommst“ Die Freundin macht eine etwas lange Atempause und sagt:„Okay, ja ich bin dabei. Ich muss dann aber meine Schwester mitbringen und dann leider auch früher gehen. Die Eltern sind übers Wochenende verreist“. „Oooch muss das sein“, fragt Alissa enttäuscht. „Kann sie nicht mal zu Deiner anderen Schwester gehen“? Die Freundin atmet sehr schwer und sagt dann:“Nun ja, ich werde sie gleich mal anrufen und Dir dann Bescheid geben.“ „Dann bis gleich Lea“! Alissa lässt warmes Wasser ins Badewasser nachlaufen. Wohlig räkelt sie sich im Rhythmus der Musik in der Wanne. Erneut brummt ihr Handy. „Okay, es geht klar morgen“, lacht Lea freudig! „Schön bis bald Süße“, sagt Alissa. Klick macht´s da schon. Lea hat aufgelegt bevor Alissa noch etwas erwidern konnte. Das ist eben Lea denkt sie. Immer auf dem Sprung.

Plötzlich steht die Mutter im Badezimmer und nimmt das Thema – Morgen ausgehen – erneut auf. Ohne Umschweife beginnt sie da wo sie aufgehört hat. „Du das geht nicht, das Du morgen mit Lea ausgehst Ich möchte das nicht“. Alissa steigt aus der Badewanne greift das Badetuch vom Badewannenrand und geht ohne etwas zu entgegnen aus dem Badezimmer. „Alissa, bleib hier. Ich rede mit Dir“. Alissa tut so als würde sie dies nicht hören und geht in ihr Zimmer. Die Musik ist zu laut, sie hört nichts mehr und schließt die Tür hinter sich. Sie weiß: Nun ist die Mutter richtig auf der Palme und wird gleich wie ein HB–Männchen ins Zimmer stürzen. Sie nimmt ein frisch gewaschenes Nachthemd aus der Schublade und zieht es über ihren Kopf. Sie hält inne, als sie die Tür aufgehen hört. Du ich möchte das nicht, das Du .. Sie hört nichts, da der Stoff ihres Nachthemdes genau auf ihren Ohren liegt. Auf einmal packt sie eine kraftvolle Hand an ihren Oberarmen. Die rüttelt an ihren Armen so fest, dass es schmerzt. Alissa quietscht auf. „Au Du tust mir weh“, schreit sie inbrünstig. Da hört sie, wie der Vater zügig die Stufen hinaufsteigt und an ihrem Zimmer stehen bleibt. „Christin, was tust Du denn da“!? Die Mutter lässt von ihr ab und geht schnell aus dem Zimmer.

Am nächsten Morgen beim Frühstück spricht sie kein Wort mit ihr. Der Vater versucht zu vermitteln. Er kann es schwer ertragen, das am Tisch solch Stimmung herrscht. Alissa schmiert sich ein Brötchen und lässt sich vom Vater eine Tasse Schokolade eingießen. Die Mutter steht vom Tisch auf und geht in die Küche. Bald hört man sie mit Töpfen, Pfannen und Teller hantieren. „Findest Du das ich zu weit gegangen bin“, fragt sie ihn? „Nein sagt er mit sanfter Stimme. Mom fällt es nicht leicht Dich los zu lassen. Sie glaubt das sie dann eine schlechte Mutter sei, wenn sie Dich so ziehen lässt. Weißt Du, Eltern zu werden ist nicht leicht. Man besucht ja vordem kein Kurs, wo man auf das Eltern werden dem entsprechend vorbereitet wird“. „Ja und wenn man dann noch ein behindertes Kind ...“ , raunt Alissa. „Du es ist nicht einfach, den genauen Grad zu gehen“. „Es könnte auch etwas passieren, wenn ich nicht blind wäre“, sagt Alissa unbeeindruckt über die Worte ihres Vaters. „Ja, das stimmt, aber es fällt einem dann etwas leichter, nicht zu doll die beschützenden Hände über das Kind zu legen. Sie wird es bestimmt auch bald so sehen, das Du ganz gut auf Dich allein aufpassen kannst. Bis dahin, gib ihr bitte ein wenig Zeit“. „Das will ich gerne versuchen, aber ich möchte auch ebenso gerne wie die anderen Jugendlichen ausgehen und Jungs als Freunde haben. Wieso soll ich keinen Freund haben mit dem ich auch intim werde? Heutzutage muss man doch nicht gleich davon schwanger werden! Nur weil ich nichts sehen kann, bin ich doch nicht blöder, nicht in der Lage auf mich aufzupassen. Es gibt doch die Pille oder wenn man´s ganz streng nimmt Kondome“. „Liebes, ja das stimmt“. „Ich bin bald 18 Jahre alt und kein kleines Mädchen mehr. Viel zu lange habe ich mich gefügt“. „Hm, ich ...“ da wird er von der Mutter unterbrochen. „Iiich habe sehr große Angst um Dich sagt sie beinahe weinerlich, dass Dir etwas zustößt“. Mir kann auch nicht mehr passieren als den anderen Mädchen“, gibt Alissa ihr energisch zu verstehen. „Und ob das gefährlicher ist für Dich, als für die anderen Mädchen in Deinem Alter. Sie sehen, die Gefahr und können schnell davon laufen“. „Ach so“, sagt Alissa ironisch: „Daher bedeutet es nun für mich, daheim zu versauern und zu hoffen, dass sich ein Froschkönig zu mir verirrt und dann liebreizend um meine Hand anhält oder ich geh gleich ins Kloster“. Sie kann das Lachen nicht mehr zurückhalten. „Hahaha“. „Kind nun nimm das mal nicht auf die leichte Schulter“, ermahnt sie die Mutter. Alissa sieht nun ein, dass es fürs Erste kein Vorankommen gibt. Sie steht vom Tisch auf und macht sich auf den Weg zum Treppenhaus um in ihr Zimmer zu gehen. Da hält die Mutter sie am Gehen zurück. „Wir lieben Dich und daher wollen wir nur das Beste für Dich“, sagt die Mutter nun mit ganz fester Stimme. „Lieben bedeutet aber auch, los zu lassen“, erwidert Alissa aufgebracht. Alissa macht sich los und geht davon.

Sie geht zu ihrem Laptop und logt sich bei Face–Book ein. Mal schauen ob sich dort Freunde tummeln. Die syntetische Stimme legt sofort los. Ben, Kali und Betty unterhalten sich über die letzte Party bei Susann. Echt irre, sag ich Euch, meint Ben. Alissa schreibt, seit Ihr heute auch im Dong? Nö, schreibt Betty. Muss auf ne Familienfeier. Tante Holga wird 50 und feiert nun groß! Werde dort wohl meinen süßen Cousin treffen. Das versöhnt mich ein wenig schreibt sie etwas angenervt. Danach kannste ja immer noch vorbei sehen, schreibt Alissa. Nein, geht wirklich nicht! Da würden mir die Eltern tierischen Stress machen. Wie sieht es mit Euch aus fragt sie dann in die Runde? Ben, ich versuche vorbei zu sehen. Bin vorher bei meiner Freundin. Bring se doch einfach mit, schreibt Sussann. Mal schauen! Sussann kommst Du? Ja soll ich vorher bei Dir vorbei sehen Alissa? Ja, das ist super schreibt sie und wann soll ich bei Dir sein? Mh um 19 Uhr. Okay das geht klar! Alissa fragt in die Runde, Mädels sagt mal, was zieht man dort eigentlich für Klamotten an? Ben und Betty haben sich schon ausgeloggt. Worin Du Dich wohl fühlst, schreibt Sussann. Also bis später hört Alissa noch die syntetische Stimme sagen. Ja bis bald! Alissa fühlt auf die Uhr. Sie hat noch Zeit um sich auszuruhen. Da klopft es an die Tür. Wer stört mich, denkt Alissa gähnend. „Herein“! Der Vater tritt ins Zimmer. „Hast Du genügend Taxigeld? Es könnte schwierig werden, das ich Dich abholen kann“. „Nein, mein Geld reicht dafür nicht mehr aus“, sagt sie mit schmeichelhafter Stimme. „Hier meine Süße. Ich sehe Du wolltest Dich gerade noch hinlegen bevors auf die Piste geht lacht er beschwingt“. „Mh ja“, gibt sie kurz zurück. „Gut, dann viel Spaß heute Abend“. „Danke“ und drückt ganz fest seine weiche behaarte Hand. „Paps“? „Ja“? „Hat Mom sich ein wenig beruhigt“? „Weiß nicht, sie hat nachdem Du aus dem Esszimmer bist, ihren Mantel von der Garderobe geschnappt und hat das Haus in recht hastigen Schritten verlassen“. In Alissa steigen Gewissensbisse auf. War das doch nicht okay von mir? Der Vater sieht ihr an, wie sehr sie das aufwühlt. Er setzt sich neben sie aufs Sofa und nimmt sie fest in die Arme. „Schatz, das wird wieder werden. Sie brauchte wohl mal frische Luft um besser darüber im klaren zu werden, dass Du inzwischen eine junge Frau bist“. Alissa lehnt sich an seine feste Schulter. „Ich wollte das nicht! Sagen wir mal so, ich wollte nicht, das sie deswegen so gekränkt aus dem Haus rennt“. „Du, manchmal geht das nicht anders. Denn wenn Du Dich nicht selbst loslöst, wird´s eventuell nichts“. Er streichelt ihr liebevoll über die kurz geschnittenen Haare. „Weißt Du, wir haben unseren Eltern auch dies nicht leicht gemacht als wir in Deinem Alter waren. Mein Vater hat immer gedacht, das ich zu weich für diese Welt bin. Das ich nie lerne mich durchzusetzen. Das hat ihn sehr besorgt. So hat er, bis ich beinahe 17 Jahre war, mich beschützen wollen, damit ich keine schlechten Erfahrungen mache. Ein Onkel hat dann mit ihm gesprochen. „Lass Gert los, er muss es allmählich allein schaffen, denn sonst wird er von seinen Freunden, Kollegen ausgelächelt“. Ihm fiel das so schwer. Daher habe ich mich entschlossen für ein Jahr nach Amerika zu gehen. Das war eine gute Entscheidung. Ich musste lernen mich allein durchzuboxen. Das hat mir so gut getan. Denn als ich ein Jahr später nach Hause zurück kam war ich völlig verändert. Ich will sagen, das Du es völlig richtig angehst“. Alissa steht vom Sofa auf und geht zum Fenster um es zu öffnen, denn Ihr ist unerträglich heiß im Gesicht geworden.

„Gut, ich geh dann mal wieder“, sagt er und geht zur Tür. „Sussann wird vorher noch vorbei kommen, bevor wir gemeinsam ins Dong fahren“. „Sehr schön! Bis später“ und die Tür fällt ins Schloss. Nun ist Alissa wieder allein. Ihr Handy klingelt. „Du“, hört sie Lea sagen. Ich kann leider doch nicht heute Abend mit kommen. Meine Schwester kann auf Lisa leider doch nicht aufpassen. Mein Neffe hat die Windpocken“. „Och schade! Habe mich schon so gefreut“. „Ich auch“. Da macht´s auch schon klick und die Verbindung ist beendet. Sussann kommt früher als ausgemacht. Das findet Alissa super, So kann die Freundin sie noch beraten bevor es losgeht.
„Hey Alissa“, sagt die Freundin. „Du siehst ja total schau aus. Ist das die neue Frisur von der Du letztens im Chat gesprochen hast“? „Ja, das ist sie“.

Alissa steht vor ihrem Kleiderschrank und ist hin und her gerissen ob sie eher den kurzen Rock oder die enge Jeans anziehen soll. Da tritt die Freundin hinter sie. „Also zieh den kurzen Rock an. Dazu ziehst Du dieses T–Shirt hier an“. Sie führt die Hand von Alissa zum T–Shirt. „Echt kann ich wirklich so gehen“, fragt Alissa schamvoll? „Ohje, es hat ja einen viel zu freizügigen Ausschnitt“.
„Du kannst es gut tragen. Dein Busen ist hübsch und so kommt Dein Dekoltee noch besser zur Geltung. Das Blau Deines T–Shirts unterstreicht das Blau in Deinen Haarsträhnen“. „Was ziehe ich nur für Schuhe dazu an“? Sussann geht zum Schuhregal. „Die hier. Alissa fühlt darüber. „Sind sie nicht zu hoch“? „Nein, sie lassen Deine Beine noch länger wirken, wie schon so!“ „Nun gut“, sagt Alissa und zieht die Schuhe an. Sussann geht zum Schmuckbord und entnimmt ihm die neuen Ohrringe. „Du, die passen echt wie angegossen zu Deinem Outfit. Diese Kette ist echt megamäßig“. Da legt sie der Freundin ohne zögern diese schon um den Hals. Alissa fährt mit den Fingerspitzen vorsichtig an ihr entlang. „So meine Liebe“, sagt sie verschwörerisch zu Alissa. „Jetzt noch ein wenig Liedschatten, Wimperntusche, Rouge und Lippenstift und wir haben eine super hübsche Alissa vor uns zu stehen. Schade das Du Dich nicht selber sehen kannst“, sagt Sussann mitfühlend. „Aber ich denke schon, Du spürst es ganz sicher“! „Na klar“, sagt Alissa und ob ich das spüre! „So, nun greif Dir Dein weißen Langstock und wir ziehen los“.

Alissa und Sussann kommen am Wohnzimmer vorbei. Die Tür ist leicht angelehnt. Da tritt der Vater auch schon aus dem Zimmer in die Diele. „Wow, Du siehst ja“ ... „echt donnermäßig aus“, ergänzt Sussann! „Viel Spaß heute Abend“. Alissa sieht ihn an. In ihrem Blick liegt die Frage, ist sie schon wieder zurück? „Ja Liebes sie hat sich hingelegt. Also kannst Du ganz beruhigt ausgehen“. Alissa nickt und gibt ihm noch einen leichten Kuss auf die Wange.

In der U–Bahn treffen sie noch auf Heijo. „Hey Alissa“ ... ihm bleibt die Spucke weg. „Du siehst toll aus“. „Danke“! Im Dong hat Alissa kaum Zeit sich Gedanken zu machen, wie sie auf andere wirkt. Ist ein Tanz vorbei wird sie gleich wieder von jemand anderem aufgefordert mit ihm zu tanzen. Sie ist so glücklich. Am meisten freut sie sich über die Bekanntschaft mit Paul. Er vermittelt ihr, das sie ein ganz normales Mädchen ist. Er führt sie als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan. Sie fragt ihn woher er das so gut beherrscht? „Weiß nicht“, sagt er, „ist einfach so. Es kommt aus mir so heraus“.

Seine Hände führen sie über die Tanzfläche als würden sie wie von Geisterhand geführt. Sie schweben dahin! Alissa kann sich nicht erinnern, das sie so etwas schon je erlebt hat. Es fühlt sich so leicht und unglaublich angenehm in seinen Armen an. Ist das verliebt sein, fragt sie sich insgeheim. Ihr wird zugleich kalt und heiß in seiner Gegenwart. „Du“, fragt sie ihn, „können wir einen Moment mal auf die Terrasse gehen“? „Na klar“!

Auf der Terrasse angelangt sagen sie erst einmal lange nichts. Jeder scheint in seinen Gedanken zu schwelgen. Da tippt sie freudig Sussann an. „Na Du“ flüstert sie ihr ins Ohr, „geht´s Dir noch gut“? Alissa nickt unmerklich mit dem Kopf. „Super“, erwidert Sussann und ist dann auch schon wieder fort. Paul fragt Alissa ob sie jedes Wochenende hier ist. „Nein, ich bin zum ersten Mal hier“. „Mein Cousin hat mich heute hier hin entführt“. „Wer ist Dein Cousin“, fragt Alissa neugierig? „Heijo“. „Ach so“! Nun ist Alissa alles klar. Das war gewollt, das sie ihn näher kennen lernen sollte. Nun ist ihre Stimmung beinahe auf dem Nullpunkt angelangt. Paul scheint es zu merken und ergänzt:“Ich wusste nicht was mich hier erwartet. Er meinte nur, das es im Dong nett ist“. Alissa zwingt sich zum Lächeln. Sie kennt Heijo. Schließlich gingen sie ja mal in die gleiche Klasse. Er ist auch son Typ der sich immer um andere viele Gedanken macht und dann solche Treffen auch bewusst konstruiert. Ihr wird innerlich schlecht. Auch wenn das sehr lieb von ihm gemeint ist. „Du“, fragt Paul, „wollen wir wieder reingehen und uns auf der Tanzfläche tummeln“. „Geh Du ruhig ich möchte noch ein wenig an der frischen Luft bleiben“. „Okay, also gut, wenn´s Dir nichts ausmacht“, sagt er und geht.

Alissa ist enttäuscht, das dies doch keine ganz zufällige Begegnung sein sollte. Plötzlich umarmt sie jemand sehr stürmisch. „Hallo geht´s noch“, ruft Alissa vor lauter Schrecken aus. „Was soll das! Nehmen Sie ihre Hände unverzüglich von mir“. Da vernimmt sie ein freches Lachen. „Lea bist Du das?“, fragt sie verschreckt. „Ja, ich konnte mich doch noch auf dem Weg machen. Der Onkel hat sich netter Weise angeboten Lisa zu nehmen“. Alissa lacht nun auch. „Mensch da haste mir ja ganz schönen Schrecken eingejagt“.
„Du“, beginnt Lea ohne umschweife. „Hast Du den süßen Paul schon näher kennen gelernt? Der sieht absolut Hammer aus. Könnte mich glatt in ihm auf der Stelle vergucken“. Die Worte ihrer Freundin treffen sie tief in der Magengrube. „Ja, ich habe ihn näher kennen gelernt, wir haben miteinander getanzt. Mit ihm hat man das Gefühl zu schweben“. Lea lacht. „Ja das habe ich auch so gespürt. Heijo hat ihn mir gerade vorgestellt und ich habe ihn gleich mal gegriffen und habe ihn auf die Tanzfläche geschoben. Ich glaube der hat´s nicht schwer jedes Mädchen zu begeistern“. „Ja das ist mir auch aufgefallen“, gibt Alissa leichthin zu. „Weißt Du“, spricht Lea weiter, „der wohnt in Bremen. Ist nur zu Besuch hier“. „Hallo ihr beiden Turteltäubchen“, kichert Sussann. „Ich muß gleich gehen. Der letzte Bus fährt in einigen Minuten“. „Sussann ich bleibe noch“. „Alissa was ist mit Dir“, fragt Sussann dann. „Ich bleibe auch noch bestelle mir später ein Taxi“. „Na dann ihr beiden...“. Sie gibt jedem Mädchen noch einen kleinen Schmatzer auf die Wange und schon ist sie fort. Da treten Heijo, Toni und Paul auf die Terrasse. „Habt ihr noch Lust mit zu Meck Donels zu gehen“?
Lea drückt etwas fester Alissas Hand. „Ja haben wir“, spricht Lea für beide. Alissa hat keine Zeit richtig darüber nachzudenken, da zieht Lea sie schon mit sich.

Paul setzt sich im Restaurant neben Alissa. Heio neben Lea und Toni. Alissa ist ganz schön innerlich angespannt. Paul rutscht noch näher an sie heran, da Heio wenig Platz auf der Sitzbank neben ihm hat. Lea wendet sich an Paul. „Gefällts Dir hier in unserer Stadt“? „Ja, wir ziehen bald hier her. Daher hat meine Mom mit Heios Mom gesprochen, das Heio sich da ein wenig um mich kümmert, damit es leichter für mich wird, den Einstieg zu finden.“
„Unsere Mütter sind Schwestern“, lacht Heio.

„Meine Mom hat sich von meinen Paps getrennt“, sagt Paul traurig. „Nina, meine Schwester bleibt bei unseren Vater wohnen. Sie macht ja im nächsten Jahr Abi“.
Alissa wird unruhig in seiner Gegenwart.
„Ich muss nun gehen“, sagt sie und holt ihr Handy aus der Handtasche, wählt die Nummer vom Taxistand. „Darf ich Dich zum Taxi begleiten fragt Paul“. „Ja, sehr gern“, erwidert Alissa.

Lea drückt sie fest an sich und flüstert in ihr Ohr, wow das ist ja süß! Alissa nickt vor Entzückung. Paul ist schon neben sie getreten und bietet ihr seinen Arm an. Als sie nach draußen gehen, steht das Taxi bereits schon da. Er führt sie zur hinteren Tür und öffnet sie. „Kann ich Dich wieder sehen“, fragt er. „Ähäh“ .. gern flüstert sie beinahe. „Ich lass mir Deine Telefonnummer von Heijo geben. Ist das okay für Dich“? „Mh mh“, ja lächelt sie verlegen. „Gut dann bis bald Alissa“. Er schließt die Tür und nun ist Alissa mit dem Taxifahrer völlig allein gelassen, denkt sie. „Guten Abend“, hört sie eine sehr wohlklingende Frauenstimme neben sich sagen. „Wo soll´s denn hingehen“? „Uff“, entfährt es Alissa. Sie ist froh, das es doch eine Frau ist. „Ja, guten Abend“ erwidert sie ebenfalls und teilt ihr mit wo es hingehen soll.

Am nächsten Morgen wird Alissa sanft Vom Vater geweckt. „Liebes, Telefon für Dich“. „Mmm, ich bin noch sehr müde“, stöhnt sie. „Hier, bitte ...“ und schon drückt ihr der Vater den Hörer ans Ohr. „Hallo Alissa, entschuldige bitte, das ich Dich wohl geweckt habe“. Schlagartig ist sie wach. „Kein Problem; ach Du bist es“. „Sehr schön,“ erwidert sie ganz erfreut. Ehrlich gesagt habe ich gar nicht damit gerechnet, das Du mich schon so bald anrufen wirst“, sagt sie zu ihm. „Mhmh“ Nun ist er verlegen und stottert: „Jamhmh, ich fand den Abend gestern sehr schön“. „Ich auch“. „Wie lange bleibst Du noch hier“? „Bis nächste Woche“. „Dann geht´s für vier Wochen nach Bremen zurück und dann ziehen wir hier her“. „Oh das ist ja schön erwidert sie“.
Wollen wir uns treffen fragt er zurückhaltend.
Alissa kneift sich in den Arm, ob sie nicht doch noch am träumen ist. Sie kann es noch immer nicht fassen, das er es ist! „Ich denk schon, habe nichts weiter vor“. „Super was hältst Du davon, wenn ich Dich abhole und wir fahren in die Stadt“? „Och ja das ist eine prima Idee“. „Um 16.00h ist das für Dich okay, wenn ich da bei Dir klingel“? „Mhmh doch doch ja, ist eine gute Zeit“, pflichtet Alissa ihm bei. „Also dann bis später ich freu mich, tschüß“ und Klick macht´s schon im Hörer. Sie hält den Hörer noch eine Zeitlang in der Hand und ist perplex, das sie eine Verabredung mit ihm hat.

Plötzlich steht die Mutter neben ihr und setzt sich zu ihr auf die Bettkante. „Alissa“, beginnt sie sanft. „Ich habe über unsere Auseinandersetzung nachgedacht. Ich bin zur Überzeugung gelangt, das ich dich nicht länger in Deinem Leben so einschränken darf. Du hast Recht damit, das Du alt genug bist, auch Deine eigenen Wege zu gehen. Ich möchte Dir nur gern anbieten, falls Du doch hin und wieder Hilfe benötigst, dann wende Dich jeder Zeit an uns. Dann schauen wir gemeinsam was man da machen kann“.

„Danke Mom, ich liebe Dich auch“! Sie umarmt die Mutter stürmisch. Beide lachen vor Glückseligkeit.

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