Isabella, saß an ihrem Schreibtisch und kaute auf einen Stift herum, weil sie nicht wusste, wie sie mit ihrer Hausaufgabe beginnen sollte. Die Aufgabe hieß: Was möchtest du mal werden, wenn du mit der Schule fertig bist? Sie konnte sich nicht so richtig auf die gestellte Frage konzentrieren, weil ihr ständig eine andere Frage durch den Kopf ging: Wie würde sie später mal aussehen, wenn sie eine junge Frau geworden ist? Da fiel ihr Blick auf das Bild, das auf dem Regal vor ihr stand. Es zeigte ein junges Mädchen, was beinahe so aussah, wie sie selbst. Es war ihre Großmutter als sie so 20 Jahre alt gewesen war. Sie trug einen Hut, der ihr beinahe das Gesicht komplett zudeckte. Man sah einen kleinen hellen Zopf aus dem Hut hervorlugen. Der Zopf war geflochten. Am Ende des Zopfes war eine Schleife befestigt. Die Augen ihrer Großmutter strahlten sie an. Der sinnliche Mund war zu einem Lächeln geöffnet.
Schade, dass ihre Großmutter nicht mehr lebte, dachte Isabella so bei sich. Sie hatte noch so viele Fragen die sie ihr unbedingt stellen wollte. Zum Beispiel wann sie dieses Foto hatte anfertigen lassen? Warum, sie dieses Foto hatte machen lassen? Weiter trug ihre Großmutter ein geblümtes Sommerkleid. Die Blumen rankten an ihr hinunter. Das Kleid hatte einen kleinen Ausschnitt der mit Spitze benäht war.
Sie trug eine Kette mit einem Anhänger um ihren Hals.
Diese Kette von ihrer Großmutter, hatte sie von ihrer Mutter vor zwei Jahren geschenkt bekommen. Als sie eingesegnet worden war. Ihre Mutter überreichte ihr diese Kette mit den Worten, nun bist Du kein kleines Mädchen mehr!
Seither trug Isabella diese Kette Tag für Tag um ihren Hals.
Das Kleid war in der Taille mit einem Gürtel gebunden.
Der Gürtel hatte vorne eine Brosche. Diese Brosche gab es leider nicht mehr. Ihre Mutter erzählte ihr dass die Brosche beim Umzug nach Deutschland verloren gegangen ist. Wie, fragte Isabella ihre Mutter, wir kommen ursprünglich gar nicht aus Deutschland? Nein, gab die Mutter zur Antwort, wir kommen ursprünglich, mütterlicherseits, aus Schottland.
Weshalb sind wir denn nach Deutschland gekommen? Fragte Isabella erhitzt. Deine Großmutter hatte eine Dienststelle in Deutschland angenommen, weil sie damals in Schottland keine Arbeit gefunden hatte. Ihre Eltern waren selbst Hausangestellte bei einem Grafen und der hat Deiner Großmutter diese Stelle in Deutschland vermittelt. Sein Cousin lebte in Deutschland.
Deine Großmutter war darüber sehr begeistert, da sie schon immer davon träumte, Schottland zu verlassen.
Gefiel es Großmutter dort denn nicht, Fragte Isabella ihre Mutter? Nein, sie wollte die Welt sehen und nicht so leben wie ihre Eltern, die Tag ein und Tag aus, auf dem Hof und im Haus, des Grafen schwer schufteten. Die Mutter Deiner Großmutter, ist dadurch schon früh gealtert und wurde nicht älter als 48 Jahre. So wollte Deine Großmutter nicht enden und träumte davon, hier in Deutschland viel Geld zu verdienen und eines Tages ihr eigenes Geschäft zu eröffnen.
Das hat sie dann auch geschafft, dachte Isabella.
Sie hat kurze Zeit im Haushalt des Cousins des Grafen gearbeitet. Bis sie eines Tages ihren Ehemann dort kennen lernte,der ein Freund des Grafens Cousin gewesen war. Er sah ihre Großmutter und verliebte sich schrecklich in sie. Der Mann war bestimmt mein Großvater, erwiderte Isabella stolz! Ja, so ist es, bestätigte da ihre Mutter.
Durch diese Heirat stieg sie in die Gesellschaft auf. Denn der Großvater war ein angesehener Kaufmann, der auch einige Fabriken besaß.
Er war so hin und weg von deiner Großmutter gewesen, sagte die Mutter ihr vor einiger Zeit, dass er sie dazu überredete als Fotomodel tätig zu werden.
Sie willigte ein, weil sie ihn nicht enttäuschen wollte.
Entstand dabei das Foto, wollte Isabella wissen? Nein, das entstand schon vor der Zeit als sie noch nicht in Deutschland lebte.
Schade Großmutter, dass ich dich nie habe kennen lernen können, dachte Isabella so bei sich, als sie vertieft die Fotografie ansah.
Isabella, fragte sich nun, wenn ich sie gewesen wäre, hätte ich mich dazu überreden lassen, ein Fotomodel zu werden, nur weil ich meinen Mann nicht enttäuschen wollte?
Ich glaube nicht, dass ich es für meinen Mann getan hätte! Wenn ich diesen Berufszweig hätte wählen wollten, dann nur, weil ich es will und nicht weil es andere wollen.
Natürlich ist ihre Großmutter in eine ganz anderen Zeit zur Frau herangewachsen als sie, das war ihr schon bewusst. Die Frauen hatten zu dieser Zeit keinen eigenen Wunsch zu äußern. Das hatte sie in einem Geschichtsbuch gelesen.
Eigentlich konnte sie froh sein, das sie in diese Zeit geboren worden ist und selbst über ihre Vorlieben bestimmen konnte.
Ja, was will ich nun für einen Beruf ergreifen, fragte sie sich?
Das sollte sie nun auf diesem Blatt Papier aufschreiben.
Erst einmal sollte sie herausfinden, welche Vorlieben sie hatte. Welche Vorstellungen sie von ihrem Berufsbereich hegte.
Ihre Vorlieben waren leicht zu benennen: Zeichnen, lesen, schreiben, musizieren, sich auf einer Bühne darstellen.
Also irgend etwas künstlerisches sollte sie beruflich ergreifen, fand sie heraus.
Vielleicht sollte sie eine Sängerin werden? - Oder eher eine Schauspielerin? – Oder vielleicht doch eher eine Grafikerin? - Oder doch eher eine Schriftstellerin?
Sie wusste es wirklich nicht!
Da klopfte es an die Tür ihres Zimmers. Ja, bitte? Die Mutter trat ins Zimmer und sah Isabella über die Schultern. Nun ja, sagte da die Mutter, als sie das Notierte auf dem Blatt Papier überflogen hatte. Was hältst du davon, Regisseurin zu werden? Mit diesem Beruf, hat sich Deine Frage, was du einmal werden wirst beantwortet sagte Isabellas Mutter.
Isabella sah ihre Mutter groß an, ist das dein Ernst? Ja, dieser Beruf beinhaltet alle deine Berufsvorstellungen. Bevor ein Regisseur überhaupt ein Regisseur ist, hat er all diese Berufssparten durchwandert. Das ist auch wichtig für seine weitere Berufslaufbahn.
Kann man nicht gleich Regisseur werden, fragte Isabella? Doch sicherlich, jedoch besser ist es, wenn man vorher in andere Berufszweige geschaut hat und dort seine Erfahrungen gesammelt hat.
Isabella sah auf ihr Blatt Papier und vermerkte es auf dem Papier, ich werde Regisseurin, da dieser Berufszweig vielerlei Betätigungen beinhaltet.
Einerseits kann man in ihm kreativ sein, anderseits schauspielerisch und schriftstellerisch tätig werden.
Sie sah noch einmal zur Fotografie ihrer Großmutter hin und sagte zu ihr, du würdest sicherlich sehr stolz auf mich sein, da ich Dir wirklich ähnlich sehe. Somit war ihre Frage wie sie später mal aussehen wird auch beantwortet!