Blind durch die Luft segeln
Ich hielt es nicht für möglich, das Segelfliegen auch etwas für blinde sein
könnte.
Ich wurde vom Gegenteil überzeugt. Der Allgemeine Blinden- und
Sehbehindertenverein E. v. Berlin hat dies für uns ermöglicht. Ich meldete
mich dafür an und wollte es nun wissen, wie es ist im Segelflieger dem
Himmel entgegen zu fliegen.
Innerlich hoffte ich sehr, dass sich die nun aufkommenden Ängste nicht allzu
sehr beim fliegen breit machen würden.
Ein freundlicher Mann trat auf mich zu und sprach sehr ruhig zu mir, er sei
der Pilot der jetzt mit mir fliegen wird. Dann zeigte er mir zunächst das
komplette Segelflugzeug von all seinen Seiten, in dass ich mich bald setzen
sollte. Ich hatte noch nie davor ein Segelflugzeug gesehen. In solch einem
Flugzeug haben zwei Menschen hintereinander Platz.
Der Pilot legte mir nach der Besichtigung des Flugzeuges einen Fallschirm
um. Mit diesem musste ich dann ins Flugzeug steigen. Dann wurden mir Gurte
umgelegt. Er zeigte mir wie sie im Notfall geöffnet werden mussten.
Ich spürte wie sich die Beklemmung in der Magengrube breit machte. Zu guter
letzt wurde mir noch ein Helm auf den Kopf gesetzt. Mein erster Impuls war
nun, dem Mann zu sagen, dass ich doch nicht mehr mit ihm fliegen wollte. Das
schien er zu spüren und sprach beruhigend auf mich ein. Ich bräuchte keine
Angst zu haben, es geschehe selten etwas.
Das war wirklich sehr beruhigend für mich, ungemein.
Nun stieg er auch ein und schloss die Flugzeugkabine zu.
Das Flugzeug wurde nun per Auto angezogen, wo man ein Seil angebracht
hatte, bis der Segelflieger sich von selbst in die Luft erhob. In einer ausreichenden Höhe, wurde das
Flugzeug vom Seil abgekoppelt. Ein Ruck ging durch das Flugzeug. Jetzt flog
das Flugzeug von allein durch die Luft.
Der Pilot erklärte mir, dass wenn der Schwung abnimmt, ein unregelmäßiger Ton ertönt, der
anzeigt, dass das Flugzeug sinkt. Ertönt der Ton gleichmäßig, ist soweit alles in Ordnung.
Mit der Zeit verlor ich die Anspannung und genoss den Flug.
Man kam sich vor, als würde man wie ein Vogel dem Himmel entgegen segeln.
Leider war an diesem Tag das Wetter nicht so optimal zum Segelfliegen. So
blieben wir ungefähr nur 15 Minuten in der Luft.
Das runtergehen mit dem Segelflieger hat mir in der Magengegend ein wenig
Übelkeit hervorgerufen, weil es ziemlich schnell nach unten ging.
Mit einem Fahrstuhln hinunter fahren nicht zu vergleichen; Achterbahn eher.
Wieder am Boden angekommen, fühlte ich mich sehr erleichtert und merkte in
meinen Beinen noch lange eine totale Anspannung.
Dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht mehr missen wollen.
Vielen Dank an den Segelfliegerpiloten, dass er mir durch seine ruhige Art
die Angst genommen hat.