Das internationale Klangkunstfestival Berlin (hören::multisensorial) fand vom 17. September – 2. Oktober 2014 in Berlin Pankow statt. Es war das 11. Klangkunstfestival seiner Art. Vor 10 Jahren hatte Thomas Gerwin dies ins Leben gerufen.
Anlässlich des 10 jährigen Jubiläums waren allerlei verschiedene Veranstaltungen zur internationalen Klangkunstausstellung geplant. (Konzerte – Ausstellung – Symposium – Soundwalks – Ausstellungsführung)
Die in Berlin Mitte im Regionalgeschichtlichem Museum sowie in der Stadtbibliothek Pankow stattfanden.
In der Stadtbibliothek erhielten Klangkünstler die Möglichkeit ihre Klangkompositionen der Öffentlichkeit darzubieten. Die Geschichte des Festivals begann am 14. August 2004 mit einer "LangenNacht des Hörens" in der 'unsicht–bar' in Berlin.
Die Veranstaltung war eine Kooperation mit dem Allgemeinen Blinden– und Sehbehindertenverband Berlin e.V., dem ältesten Selbsthilfeverband Deutschlands.
Die verschiedenen Konzerte fanden in absoluter Dunkelheit statt und wurden von einer Klangkunst–Ausstellung begleitet.
In diesem Jubiläumsjahr 2014 erhielt ich auch die Möglichkeit mich mit einer Hör– und TastSkulptur daran zu beteiligen. Das war sehr auf regend für mich. Bisher hatte ich an solch einer Ausstellungsveranstaltung noch nie teilgenommen.
Als mich Thomas Gerwin 2012 auf dem Braillefestival in Berlin vor meinen gemalten Werken ansprach ob ich mir vorstellen könnte mich auch an einem Klangfestival zu beteiligen musste ich nicht lange darüber nachdenken. Ja sagte ich sehr gerne. Wir tauschten unsere Kontaktdaten aus und er versprach sich diesbezüglich bei mir zu melden.
Das tat er auch 2013 mit einer E–Mail in der er mir berichtete, das er nun für das 10jährige Jubiläum des Berliner Klangkunstfestival 2014 begonnen hat zu planen. Er würde mich sehr gern dazu einladen wollen, daran mit zu wirken. Ob ich mir vorstellen könne, ein Hör– Tastopjekt anzufertigen. Auch dazu sagte ich ja, das ich dies sehr gerne wollte. Eine solche Herausforderung fühlte sich so wunderbar an. Also sagte er, das ich mir mal darüber Gedanken machen könnte, wie das so ungefähr aussehen könnte und ihm dann per E–Mail meine Vorstellung zu sende das bräuchte er, damit er Gelder dafür beantragen kann.
So gingen einige Mails hin und her zwischen uns bis meine Hör– Tastskulptur schriftlich skizziert war. Mitte 2014 erhielt ich eine E–Mail von ihm in der er mir mitteilte, das ich nun mit meiner Skulptur beginnen könnte.
Nun zog mein Mann mit mir los um die dazu gehörigen Dinge, Materialien zu besorgen. Das war so spannend ob ich wirklich meine Vorstellung von meinem Exponat auch so umgesetzt bekam, wie ich es mir im Geiste vorstellte. Meine Vorstellung vom Objekt war sehr klar doch beim anfertigen merkte ich, das es doch nicht so leicht mir von den Händen ging. Wie gehe ich nun vor? Womit beginne ich zuerst? Was für Gegenstände benötige ich? Ja und welche Gegenstände sind spannend sich mit den Händen anzusehen und mit den Ohren anzuhören? All das musste erst einmal geklärt werden. Auch musste ich herausfinden, worin ich diese unterschiedlichen Gegenstände aufbewahre?
Das alles nahm wirklich viel Zeit in Anspruch.
Doch dann nahm das Tast– und Hörobjekt allmählich Form an. Jeden weiteren Tag kam etwas Neues dazu oder wurde wieder verworfen.
Dann rückte der Tag näher und näher wo die Skulptur im Museum aufgestellt werden sollte. Thomas hatte sie ja bis dahin noch nicht gesehen und ja ich hoffte sehr, das sie ihm auch gefiel. Das tat sie, er war begeistert von ihr. Puh kams da nur aus mir heraus und ich strahlte übers ganze Gesicht!
Am Mittwoch den 17. Oktober war dann die Eröffnung. Wieder fühlte ich mich innerlich angespannt, wie wohl mein Exponat bei den Besuchern ankommen würde?
Sie kam echt super an. Es gab aber auch vereinzelte Leute, die nur kurz sich an sie heran wagten eine Schublade öffneten und Papier aus ihr nahmen. Ach Quatsch sagten und weg waren sie. Viele machten an Ihr auch ihre Grenzerfahrung. Man konnte sich die Augen mit einer Schlafmaske zudecken und die Erfahrung machen, wie blinde Menschen sich die Welt um sich herum begreifbar machen.
Der Titel meiner Skulptur war daher folgendermaßen: „Begegnung mit Klängen“. Man konnte entweder mit den Händen oder Ohren Kontakt zu den Materialien aufnehmen oder man stieß beim ertasten mit anderen Händen aneinander.
Einige waren am Ende der Begehung meines Objektes mehr als geschafft. Manche äußerten dies oder andere war es auch anzumerken ohne das sie etwas sagen mussten.
Insgesamt 26 unterschiedlich große Schubladen gab es am Objekt zu erkunden. Auf der Schubladenabdeckung selbst, gab es auch noch einiges zu erkunden.
Ich war echt erstaunt, wie manche doch mit Neugierde und mit Genauigkeit das Exponat untersuchten. Manche ließen sich kaum Zeit damit, nach zu fühlen, was diese neue Erfahrung mit ihnen machte.
Ich fand auch Zeit mir die Ausstellungsobjekte meiner Mitstreiter zu betrachten.
Darunter gab es ein Kleid, das aus Baumwolle angefertigt war. Es hatte einen Schnitt, der mich ans Altertum erinnerte. Es war auch gestattet dies mal anzuziehen. Was ich mir natürlich nicht entgehen ließ. Da es beim bloßen anfassen doch sich eher wie ein Sackkleid anfasste. Es schien auch sehr schwer zu sein, wenn man es trug, so glaubte ich es auf jeden Fall. Doch ich war echt erstaunt, als ich es anzog, das es gar nicht so schwer war, wie ich es dachte. Der Reifrock war super weit. Es fühlte sich so an, als wäre ich eine Tonne auf Beinen. Jedoch war ich super stolz darauf es an zu haben. Die Verzierung am Kleid war auch ungewöhnlich. Die Künstlerin hatte lange Holzstäbe mit den unterschiedlichsten Naturmaterialien verwendet die beim näheren betrachten auch dufteten. Diese bewegten sich, wenn man sich mit dem Kleid vorwärts bewegte.
Das Kleid war auf dem gleichen Stockwerk zu finden, wie auch mein Exponat selbst. Ein Stockwerk drüber, gab es eine Art klingende, vibrierende Weste. Die man sich über die Schultern legte und dann begann sie zu klingen und zu vibrieren. Ein Komponist hatte die Klanginstallation extra dafür komponiert.
Sehr bald war man mit den Klängen eins. Es fühlte sich an, als würden die Klänge durch den Körper fließen. Das war eine tolle Erfahrung. Im Garten des Museums gab es noch eine Installation die aus beweglichen Holzbrettern bestand. An diese sollte man sich lehnen und dann bewegten sie sich ganz sanft mit einem hin und her. Das machte Spaß. Ein kleiner Geruchsgarten war auch angelegt. Dort fand man alltägliche Kräuter. Die in Hochkästen gepflanzt wurden.
In allem hatte ich eine Menge Spaß.
Vielen Dank Thomas das ich daran teilhaben konnte und auch Dank auch an meinem Mann, der mich tatkräftig bei der Umsetzung meiner Skulptur unterstützte und sie gemeinsam mit mir dort aufbaute und betreute. Denn ohne ihn wäre dies nur schwer möglich gewesen.