Am Freitag den 21. November fand wieder der Bundes-Vorlese-Tag statt. Zu diesem Tag haben sich einige Schulen an den ABSV gewandt.
Auch ich habe mich an diesem Freitag schon um 7.00 Uhr mit U-, S-Bahn und Tram auf dem Weg nach Friedrichshain zur Grundschule am Roeder Platz gemacht um dort einer 3.Klasse in der ersten Schulstunde das Buch:"Irgendwie Anders" vorzulesen und mit meinen mitgebrachten Hilfsmitteln ihnen etwas aus meinem Alltag zu berichten.
Herr Rose empfing mich um 8.00 Uhr im Schulbereich und führte mich zu seiner Klasse. Ich nahm meinen Platz vor der Klasse ein. Dort hatte man mir schon einen Stuhl zurechtgestellt.
Die Schüler/innen begrüßten mich sehr freundlich, nachdem Herr Rose mich ihnen vorgestellt hatte.
Ich erzählte Ihnen kurz wer ich sei und woher ich kam. Eine Schülerin erzählte dann, das sie auch bald mit ihrer Familie nach Charlottenburg ziehen würde.
Die Schüler stellten sich kurz vor und dann begann ich mit der Lesung.
Ich war sehr erstaunt, wie gut sie versuchten mir zu lauschen.
Nach der Lesung erklärte ich ihnen, weshalb ich dieses Buch für den heutigen Tag gewählt hatte. Das wir alle irgendwie anders wären.
Der eine kommt von woanders her, die andere kann nicht sehen ...
Trotzdem wären wir alle eben Menschen und niemand sei besser als der Andere.
Herr Rose forderte die Schüler dann freundlich auf zu diesem Thema auch ihre Meinungen zu äußern.
Ein Junge berichtete mir, das er taube Eltern habe.
Ein anderes Kind meinte, ich bin Linkshänderin und ein anderes Kind fügte hinzu, einige Kinder aus dieser Klasse würden auch eine andere Sprache sprechen.
Bald fragten mich die Kinder einiges über meine Blindheit aus, nachdem die erste Hürde genommen war.
Sie wollten wissen, ob ich auch einen Blindenführhund hätte? Wie ich heute hierher gekommen bin? Wie ich die Uhrzeit ablesen kann? Ob es mir sehr schwer gefallen wäre die Blindenschrift zu erlernen.
Ob ich auch einen Beruf ausübe ...
Nach und nach beantwortete ich geduldig all ihre Fragen und holte aus meinem Rucksack meine Hilfsmittel hervor. Diese reichte ich herum.
Die Kinder waren total begeistert davon.
Bald fassten sie so viel Mut und kamen zu mir nach Vorne.
Sie hatten mit der Braillemaschine etwas geschrieben und wollten nun von mir wissen ob ich dies auch lesen könnte. Einige fragten mich ob sie sich mal mit meinem Blindenstock durch die Klasse bewegen dürften.
Ich zeigte ihnen wie man mit ihm umgeht um keinen Unfall damit zu verursachen z. b. Beine stellen oder so. Das gehen mit dem Stock gefiel ihnen allen sehr gut. Dabei stellten sie mir weitere Fragen z. b. kannst Du auch mit einem Stift schreiben?
Ich ließ mir ein Blatt Papier und einen Stift geben und schrieb darauf meinen Namen. Das fanden sie toll.
Sehr bald war jedoch die Zeit vorgeschritten die Kinder und Herr Rose mussten sich von mir verabschieden und bedankten sich noch einmal herzlich dafür, das ich heute zu ihnen in die Schule gekommen war. Herr Rose brachte mich dann zur Tramhaltestelle zurück.
Ich lehnte mich freudig in der Tram in meinem Sitz zurück und es durchströmte mich ein absolutes Glücksgefühl
Ich nehme im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder daran teil!
Herr Helias, (Vorsitzender des
Kuratoriums der City-Stiftung Berlin) stellte den Kontakt zwischen Frau Zander und mir her. Sie war vom Verein Nikolaiviertel e.V beauftragt worden, sich um die Durchführung des Ersten Berliner Bücherfestivals im Nikolaiviertel zu kümmern.
Bei der Planung entstand auch die Vorstellung, Menschen mit Behinderung vorlesen zu lassen. So fragte Herr Helias bei mir an, ob ich mich daran gern beteiligen möchte. Und ob ich wollte!
Es ist so eine gute Gelegenheit, die Sehenden in meine Welt einzuladen, dachte ich so bei mir, um die Hemmschwellen der Sehenden schwinden zu lassen. Wann erleben sie im Alltag schon, wie Menschen die sehbeeinträchtigt sind, aus einem Buch vorlesen?
Das Festival fand vom 28. - 29. Juni statt. Ich hatte mir den 29. Juni ausgesucht um im "Café Bonne Vie" meine Lesung abzuhalten. Es befindet sich in der Propststraße 1, in 10178 Berlin, im Nikolaiviertel an der Nikolaikirche.
Es ist ein kleines gemütliches Café mit etwa 20 Sitzplätzen. Ich wurde dort sehr freundlich von Frau Zander und ihrem Team empfangen. Mein Mann und ich wurden mit Kaffee und selbst gebackenen Keksen von der Caféeinhaberin willkommen geheißen.
Frau Zander hatte zur Einführung meiner Person noch eine kleine Rede vorbereitet, die sie vortrug.
Ich hatte mir das Buch: "Der kleine Wassermann" von Otfried Preussler ausgewählt. Es ist ein sehr schönes Kinderbuch. Die Gäste die zur Lesung gekommen waren, hörten meinem Vortrag mit Spannung zu.
In einem solchen Rahmen hatte ich bis her noch nicht gelesen. Daher war ich auch ein wenig aufgeregt. Es hat mir solch groszlig;en Spaß bereitet, daß ich mich auch schon für das nächste Jahr vormerken ließ, um wieder an einem Bücherfestival teilzunehmen.
Vielen Dank noch mal an dieser Stelle, daß ich am Gelingen des Ersten Bücherfestivals mitwirken konnte.
www.berliner-buecherfestival.de
Veranstalter und Partner: Wohnungsbaugesellschaft Mitte, WBM
Berliner Landesverband des Börsenvereins des deutschen Buchhandels.