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Nur ein Mensch

Helmut Randel - Autobiografie

Kapitel 10

Es war kurz nach Mitternacht als der Marokkaner an Alis Haustür klopfte, die sich im gleichen Moment öffnete, als hätte der Hausherr schon den Türgriff in der Hand gehabt. Ich schaute den Mann an und er umarmte mich, wie einen alten Freund mit den Worten, "Hallo my friend". Ich habe ihn sofort erkannt, denn ich wusste, er hatte etwas Besonderes, was bei Afrikanern nicht üblich ist, als ein besonderes Merkmal könnte man es auch bezeichnen. Später habe ich erfahren, meine Bekannte hatte mich schon telefonisch angekündigt und mit dem Vater in Kitama gesprochen, der darauf Ali in Tetuan in Kenntnis setzte. Sein Verhalten ließ eine echte und aufrichtige Freude erkennen. Da wusste ich, hier war ich herzlich willkommen. Alle unguten Gedanken und Gefühle waren mit einem Mal vergessen, ich war am Ziel. Einige Worte wurden zwischen meinen Helfern und Ali gewechselt, dann bedankte sich Ali bei den Beiden und verabschiedete sich von ihnen mit einer in Marokko üblichen Umarmung, was auch ich ihm gleichtat und ich schwöre, meine Freude und die Umarmung waren echte Gefühle der Freude und Dankbarkeit. Wir winkten den Beiden zum Abschied noch nach, bis sie unserem Blickfeld entschwunden waren. Dann bat er mich sein Haus zu betreten, ich sollte mich wie zu Hause fühlen. Er sagte in einem, für mich kaum verständlichem Englisch: "Come in, my home is your home!". Das erste, was er mir berichtete, war die Geburt seines ersten Sohnes, der vor sechs Wochen das Licht der Welt erblickte. Nun musste ich erst einmal mit zu seiner Familie, wo er mir voller Stolz seinen Sohn präsentierte. Er hatte schon sechs Kinder, doch es waren alles Mädchen, was mir schon bekannt war. Ich wusste nicht, dass erst ein Sohn geboren werden muss, damit ein Marokkaner sich bestätigt fühlt. So jedenfalls habe ich es verstanden, als er es mir erklärte und sagte, jetzt hat er alles, was er sich wünschte und der Kindersegen reicht aus, nun will er keine Kinder mehr. Ich reichte ihm dann den Brief meiner Bekannten, er nahm ihn mit großer Freude entgegen und las ihn gleich. Danach gingen wir in die Garage, wo er seinen Wagen holte, damit wir noch zum Hotel fahren konnten. Ich musste das Auto sowie mein Gepäck abholen und mein Zimmer bezahlen. Ich habe mich die ganzen Tage dort mit ihm in der englischen Sprache versucht, zu unterhalten. Er sprach ein fürchterliches Marokko-Englisch, ich mit meinem mangelhaft gelernten Schul-Englisch, dass ich vor ungefähr 4o Jahren einmal versucht hatte, zu erlernen. Doch es war schwer, eine Unterhaltung zu führen, für eine Verständigung reichte es gerade so. Wenn das Gespräch auf Haschisch kam, so nannte er es nur Stoff oder Dop. Am zweiten Tag meiner Anwesenheit kam er nach dem Frühstück zu mir. Ich hatte eine ganze Etage in seinem Haus zu meiner Verfügung. Er sagte mir, dass wir uns am Abend zusammensetzen werden, um uns dann ausführlich zu unterhalten, er hat sehr wenig Zeit, müsste am Tage seinen Geschäften nachgehen. Dann legte er ein Stück Shit auf den Tisch und meinte, besseren Stoff gäbe es nicht. Dieser Stoff ist nicht zu verkauften, der wird nur selbst geraucht oder an guten Freunden verschenkt. Ich sollte ihn rauchen und könnte auch schlafen, es würde mich kein Mensch in meinen Räumen stören. Es war ein Stückchen Dop von ungefähr 10 Gramm. Ich muss sagen, er hat wirklich nicht gelogen, etwas Besseres gab es wirklich nicht. So etwas Gutes hatte ich bis zu der Zeit noch nie geraucht. Mindesten 6 Stunden war ich nach dem Rauchen dieser Qualität bekifft und meine Ohren glühten wie ein Hochofen. In den Tagen meiner Anwesenheit bekam er viele Besucher. Es waren Leute aus allen europäischen Ländern, die ich dort gesehen habe. Als Ali am späten Abend zu mir kam, war er in Begleitung eines Dänen, mit dem ich mich endlich wieder einmal richtig unterhalten konnte. Auch er übersetzte mir sehr oft die Gespräche, die häufig auf spanisch geführt wurden. Da ärgerte ich mich über meine Dummheit sowie die vermasselte Kindheit und meine Jugend, dass ich so desinteressiert an fremden Sprachen war. Heute, im Alter von 56 Jahren, bekomme ich das nicht mehr in meinen senilen Kopf. Eigenartig war jedoch, ich konnte mich mit Ali sehr gut in Englisch verständigen, wenn ich vorher einen Joint geraucht hatte. Er bemerkte das auch und sagte, vor dem nächsten Gespräch sollte ich erst einmal einen rauchen. Das Verhältnis zu Ali hat sich sehr positiv entwickelt in den 5 Tagen, in denen ich bei ihm war, es ist nicht übertrieben, wenn ich es als freundschaftlich bezeichnen würden. Er ist ein angenehmer und sehr sympathischer Mensch. Er hat mir verschiedene Möglichkeiten genannt, wie ich in das Geschäft einsteigen kann, auch ohne viel Kapital zu investieren. Zwar könnte ich von ihnen bei Abnahme von 5 Kilogramm einen Preis von 1300 DM ab Spanien bekommen, aber es würde sich nicht lohnen. Denn wenn ich gutes Dop haben möchte, sei es zu empfehlen, dass ich es mir selbst aussuche. Dazu müsste ich mit nach Kitama auf die Farm kommen, mit zubereiten und kennzeichnen, was alles sehr aufwendig ist. Er hat mir viele Vorschläge gemacht und mit offenen Karten gespielt. Doch die Entscheidung sollte ich selbst treffen. Bevor ich meine Rückreise antreten konnte, hatte er noch eine Bitte an mich. Ich sollte eine Zahlung überprüfen, ob es sich bei dem Geld, welches er am Vortag in DM von einem Italienischen Kunden erhalten hatte, nicht um Blüten handelte. Denn vor einigen Monaten wurde er von einem anderen Kunden aus Italien mit der gleichen Summe in Falschgeld bezahlt. Er bekam unheimliche Probleme auf der Bank und mit der Polizei. Auch das war in diesem Fall ein Kunde aus Italien, von dem er das Geld erhalten hatte. Er gab mir zu verstehen, dass er Vertrauen zu mir hat und würde mir auch glauben. Nicht wenig überrascht war ich, als er mir ein Bündel mit Tausendmarkscheinen auf den Tisch legte, es waren 600 000 DM, die ich auf Echtheit kontrollieren sollte. Ich konnte nur die mir bekannten Merkmale suchen. Ob die Kontrollnummern auf den Scheinen nicht alle die gleichen Serien-Nr. aufweisen, ob der Silberstreifen vorhanden ist, ob ein Wasserzeichen zu erkennen war und die Blindenschrift fühlbar ist. Ich habe alle beschriebenen Merkmale erkannt und es ihm auch noch erklärt, was bei einem Geldschein die Echtheit garantiert. Nachdem nun alles geregelt und besprochen war, holte ich den Wagen aus der Garage, verabschiedete mich und fuhr in Richtung Ceuta.

Kapitel 11

An der Grenze musste ich erfahren, dass der Fährbetrieb wegen eines Streiks lahmgelegt war. Da mir Ceuta zum Warten nicht sympathisch war, ich nun noch Zeit hatte, bewegte ich den Wagen nach Tanger, um dort eine der ersten Fähren zu nehmen, wenn der Betrieb wieder aufgenommen wird. Unterwegs stellte ich fest, ich hatte noch den von Ali erhaltene Rauchpies in der Hosentasche, der einen sehr intensiven Geruch verbreitete. Es waren noch ungefähr 8 Gramm, die ich bei mir hatte und die ich nun auch um alles in der Welt bis nach Berlin mitnehmen wollte. Mir war eine sehr gute Hotelanlage in der Nähe des Flughafens Tanger bekannt, "Cap Spartel" nannte sich der Ort, da sind auch die bekannten Herkules Grotten direkt am Atlantik. Da musste ich mir für zwei Nächte ein Appartement nehmen. Dort habe ich viele schöne Fotos gemacht. Es soll hier kein Reisebericht sein oder ein Bilderbuch, doch die Gegend und die Umgebung ist wahnsinnig schön, die Ruhe und das Rauschen des Meeres sind unbeschreiblich. Das wollte ich so richtig genießen. Ich drehte mir einen kleinen Joint, um das alles noch besser in mir aufzunehmen und intensiver erleben zu können, dieses Gefühl kennt nur ein Kiffer. Ich drehte mir eine Sticky, von diesem Stoff brauchte ich wirklich nicht viel und ein kleine Joint reichte aus. Ich hatte das kleine Stückchen Shit unverpackt in meiner Tasche. Um es besser einzuwickeln, formte ich eine Kugel und legte diese zwischen Tür und Rahmen, so presste ich es zu einem Fünfmarkstück großen Plättchen, tat es dann in die Außenhülle einer Zigarettenschachtel, damit ich keinen Ärger bekam. Damit es nicht in meiner Hosentasche gefunden würde, klemme ich es besser hinter das Nummernschild am Wagen. Da kann es jeder hinter stecken, vielleicht nur, um mich zu ärgern und ich spiele dann einfach den Unwissenden. Außerdem würde es wegen 8 Gramm keine Probleme geben. Nun rauchte ich erst einmal mein Sticky, setzte mich vor die Tür des Bungalows und schaute, mit dem Versuch, an nichts denken, auf den Atlantik der untergehenden Sonne zu. An nichts zu denken, war unmöglich, es war zuviel, was ich erlebte und an Erfahrungen machte. Auch die ganzen Möglichkeiten, in das Geschäft einzusteigen, die mir nun offen standen, waren enorm und schwirrten mir durch den Kopf. Ich versuchte, in meinen Gedanken Ordnung zu schaffen und die richtige Lösung zu finden, was mir aber nicht gelingen konnte, es waren zu viele Möglichkeiten, die sich da für mich zur Auswahl gestellt hatten. Am zweiten Tag fuhr ich nach Tanger zurück, damit ich mit einer Fähre nach Spanien kam und meine Reise fortsetzen konnte. Durch den Streik war ein sehr großer Andrang am Hafen und ich bekam erst ein Platz auf der dritten Fähre. Als ich dort den Wagen auf dem Autodeck abstellte, ist mir mein kleiner Pieß eingefallen. Ich habe es dann hinter das hintere Kennzeichen des Wagens getan. In Spanien, wo ich das Schiff verließ, kam ich zur Passkontrolle und wurde gebeten auszusteigen. Mit einem Drogenhund wurde das Fahrzeug untersucht. Mit der Nase schnüffelte der Hund nur wenige Zentimeter über das Kennzeichen ohne ein Vorhandensein von Drogen anzuzeigen. Dass dieses Stückchen sehr geruchsintensiv war, erwähnte ich bereits. Vor nicht langer Zeit hatte ich nur kurz meine Hand in der Hosentasche und an meinen Händen war der Geruch immer noch sehr intensiv. Meine Verwunderung war riesig und ich überlegte, ob ich nicht dem Beamten nach Abschluss seiner Kontrolle, die Unfähigkeit des Hundes beweisen sollte, indem ich ihm das Stückchen Shit hinter dem Kennzeichen zeige, ich hätte gerne seine Reaktion erlebt. Doch ich habe es unterlassen, wegen den Verständigungsproblemen. Heute denke ich, die Hunde haben nur den Zweck, Schmuggler zu verunsichern. Ein Drogenschmuggler, der kein reines Gewissen hat oder nicht abgebrüht ist, wird sehr nervös und unruhig, macht sich erst durch sein Verhalten richtig verdächtig. Ich denke, diese Beamten sind psychologisch geschult Nun wollte ich erst den Mann kennen lernen, der in Spanien als Partner von Ali tätig war. Auch dort wurde ich bereits erwartet. Es lag sogar schon Ware für mich bereit, doch ich hatte kein Auto, ich war ja nach Spanien geflogen und per Flugzeug war ich nicht bereit, auch nur 1oo Gramm, nach Berlin zu transportieren. Da ich noch nicht genau wusste, wie ich mich weiter in der ganzen Sache verhalten werde, keine konkreten Pläne hatte, bin ich am nächsten Tag abgereist und habe mir noch eine unbestimmte Bedenkzeit erbeten, bis ich das erste Mal eine Lieferung holen werde. Es kam aber nie zur Ausführung meiner Pläne, ich bekam Angst, Angst davor es könnte alles gut gehen. In diesem Bereich der so genannten Kriminalität besteht nicht nur die Gefahr, von der Polizei erwischt zu werden, ich denke und glaube sogar, Polizei und Justiz sind bei dieser Art von Geschäften die kleinere Gefahr. Eine größere Gefahr und vielleicht sogar eine tödliche, kommt aus den Reihen anderer Krimineller. In allen Bereichen gibt es Menschen, die skrupellos sind, zum einen, einen Konkurrenten auszuschalten, zum anderen, die Versuchung, sich ein illegal erworbenes Eigentum durch Raub anzueignen. Als Dealer kann sich kein Mensch sicher sein, nicht von anderen Kriminellen beraubt zu werden. Oft habe ich davon gehört, wie sogar kleine Dealer beraubt wurden und sie waren schutzlos. Kann denn ein sogenannter Rauschgifthändler wegen Diebstahl oder Raub eine Anzeige machen? Ich denke, keiner würde das tun. Also eine gute Gelegenheit für diese Art Straftäter. Die Leute sind gefährlich, machten mir mehr Angst, als die strafenden Behörden. Leider ist diese Art von Geschäften nicht ohne Beteiligung anderer Personen auszuüben, es werden immer Abnehmer gebraucht und zu vielen Menschen gibt es dann Kontakte. Somit wissen auch viele Leute Bescheid. Da besteht leicht die Möglichkeit, dass irgendwo mal ein Wort zuviel gesagt wird, dann kommt es schnell zu solchen Vorfällen, weil es immer Menschen gibt, die noch schneller und leichter an das Geld der Anderen kommen wollen. Ich selbst hatte auch schon Kunden an der Hand, die mir auf einen Schlag bis zu 5 Kilo abgenommen hätten. Es wird aber auch sehr viel geredet und erzählt, doch meistens ist es wirklich nur Gerede und wenn es ans Zahlen geht, dann gibt es die Probleme. Mir war dann alles zu schlüpfrig und vieles auch zweifelhaft. Deshalb glaube ich auch, meine Entscheidung, die ganze Aktion abzublasen, war richtig. Zwar habe ich das des Öfteren bereut, denn es hätte auch gut gehen können. Stattdessen sitze ich jetzt hier in der Untersuchungshaft und werde für die Taten eines Anderen meinen Kopf hinhalten müssen. Den Grund meiner Inhaftierung habe ich ja bereits erwähnt. Ich berichtete von meinen Ängsten, die ich hatte, wenn ich mich in den Handel mit Haschisch eingelassen hätte. Bei meiner Festnahme wurden mir in der Sammelstelle der Polizeihaft meine Bedenken bestätigt. Es gibt diese Art Menschen, die skrupellos ihre Pläne verwirklichen wollen und es sogar in die Tat umsetzen. Dort in der Zelle lernte ich einen Mann kennen, der beschuldigt wurde, einen Dealer getötet zu haben. Der Mann sah nicht aus wie ein Mensch, der zu so einer Tat fähig wäre. Im Gegenteil, er machte einen sehr vernünftigen und sympathischen Eindruck. Ich möchte seine Namen nicht nennen, denn ich weiß nicht, in wie weit ich über die Taten anderer Menschen berichten darf. Dieser Mann erzählte mir, auf meine Frage, wessen er beschuldigt wird, ganz offen von dem Vorwurf, der ihn gemacht wird. Er und sein Freund waren finanziell in Druck und wollten sich Geld beschaffen. Sie wussten von einen Dealer, der eine Lieferung Haschisch erwartete und ungefähr 12000 DM zum Bezahlen der Ware in seiner Wohnung liegen hatte. Dieses Geld wollten sie sich holen. Auch die Methode, die sie anwendeten, hat er mir bis ins Kleinste geschildert, ohne dass ich danach fragte. Doch begründete er es mit dem Zustand, in dem er und sein Mittäter sich befanden. Die Nase mit Kokain zugepudert, den Kopf mit Alkohol zugeschüttet, so wollten sie sich des Geldes bemächtigen. Der Dealer war jedoch nicht bereit, an diese Leute sein Geld herauszugeben. Worauf sie erst seinen Hund mit einem Elektrischen Küchenmesser töteten, dem Dealer dann sagten, dass Gleiche würde auch ihm geschehen, wenn er das Geld nicht herausgeben würde. Er gab ihnen sein Geld nicht. Von ähnlichen Fällen hatte ich schon vorher gehört und das war eigentlich auch der Grund, warum ich von meinen Plänen abließ. Das es so etwas tatsächlich gibt, habe ich nun selbst gehört, von einem jener Menschen, vor denen ich immer Angst hatte und der es mir anschaulich geschildert hatte. Ich denke, dass diese Art Straftaten nie passieren würden, wenn die verantwortlichen Leute endlich den längst fälligen Schritt machten, die weichen Droge zu legalisieren. Doch denke ich, dieses Thema habe ich schon ausführlich genug behandelt, meine Ansicht klar genug dargestellt. Doch wer oder wem interessiert die Meinung eines Menschen, der wegen Handeln mit BTM angeklagt wird? Eines kleinen Kriminellen? Eines dummen Arbeiters? Eines alten ergrauten Kiffers? Gute 14 Jahre sind vergangen, von dem Tag an, als ich die ersten Worte zu Papier brachte. Doch meine Meinung, meine Kritik hat sich in der Zeit nicht geändert, die ich maßgeblichen Leuten heute immer noch sagen würde. Auch das Verbüßen von drei Jahren Haft, die ich erhalten hatte, konnten nichts bewirken. Sie haben viel mehr meine Bedürfnisse, negative Kritik zu üben, erheblich verstärkt. Und könnte ich etwas tun, eine Änderung dieser Gesetze herbeiführen, ich würde es tun. Eine Reform ist schon lange überfällig. Die Erfahrungen, die ich jetzt beim Schreiben mache, sind groß. Etwas Vernünftiges zu schreiben, ist doch schwieriger, als ich es anfangs dachte. Vieles wollte ich aus meinem verpfuschten Leben berichten und aufschreiben. Doch vieles habe ich weggelassen, was - wie ich denke - nicht sehr interessant ist. Wenn ich aber jetzt noch viel, und wie mir scheint Lesenswertes, hinzufügen würde, so ist es mit Sicherheit doch eine chaotische Biographie, die ich nicht schreiben will. Ich bin der festen Überzeugung, mir fehlt es hier an Selbstvertrauen. Ich habe Angst, meine Niederschrift wird für mich negativ bewertet, von Leuten mit Erfahrungen in der Literatur. Leider habe ich nicht die Möglichkeit, kompetente Leute zu finden mit den ich mich über die Schreiberei auseinandersetzen könnte. In meinem Kopf schwirren viele Wünsche und Gedanken durcheinander, vielleicht einmal mit einem Literatur Kritiker über mein unprofessionelles Werk zu reden und zu diskutieren. Doch um sich diese Träume zu erfüllen, dazu benötigt man doch etwas mehr, als nur einen alten, gebrauchten Computer und die vorhandenen Wünsche, etwas Gutes und Interessantes zu schreiben. Wenn auch der Wille vorhanden ist, reicht das noch lange nicht aus. Wenn einem die wichtigsten Dinge fehlen, sind diese Gedanken nur unrealistische Hirngespinste. Um es ganz schlicht und einfach zu sagen, es fehlen mir die Mittel.

Kapitel 12

In den Jahren meiner Jugend machte ich mir darüber keine Gedanken. Ich wählte einen für mich einfachen Weg, um nicht in den Augen anderer Leute als armer Schlucker dazustehen. Ich befasste mich mit Straftaten, Diebstählen, Einbrüchen um nicht nur meiner Familie etwas mehr zu bieten, sondern auch um mir den täglich vorgegaukelten Lebensstandard zu erhalten. Heute, wo ich hier sitze, mein verpfuschtes Leben aufschreibe, um das Geschriebene vielleicht einmal zu vermarkten, kommen mir wieder alle diese Erinnerungen. Es geht mir auch jetzt nicht wunschgemäß und ich muss bei allem, was ich dringend benötige, und wenn es nur Kleinigkeiten sind, nachdenken, ob ich das Geld dafür ausgeben kann, ist soviel überhaupt im Haus? Benötigen wir andere Dinge nicht nötiger? In dieser Situation habe ich früher einfach nach anderen Kriterien gehandelt. Wie im Jahr 1969, als mir meine Fahrerlaubnis entzogen wurde, da erzählte ich einer Gastwirtin davon. Nun werde ich wohl einen Rucksack und eine Brechstange kaufen und mich als Mitternachtsschlosser betätigen. In der darauf folgenden Nacht wurde ich aus dem Lokal angerufen, es war ein Gast der mich sprechen wollte. Er fragte, ob ich gleich einmal vorbei kommen könnte. Den Grund würde er mir dann persönlich sagen. Auch sagte mir der Anrufer, er kennt mich, ich habe ihn schon oft gefahren. Ich arbeitete als Funkmietwagen-Fahrer bevor ich meine Fahrerlaubnis abgeben musste. Ich wurde meine Fahrerlaubnis nicht wegen eines Trunkenheits-Deliktes los. Ich war ein schneller Fahrer, denn um ausreichend Geld zu verdienen, war es notwendig, die Strecke von Punkt A nach B rasch hinter sich zu lassen, um möglichst schnell wieder die nächste Fahrt zu übernehmen. Das Resultat dieser Raserei habe ich zu spüren bekommen, acht Monate Führerschein-Entzug. Arbeitslos und durch eigene Dummheit sogar mittellos. Auch dabei habe ich mich außerhalb der bestehenden Gesetz der StVO bewegt, wenn auch nur in kleinstem Stil, so habe ich mich auch da im Straßenverkehr gesetzwidrig verhalten, doch gutes und ausreichend Geld verdient. Mit Sicherheit hätte ich von irgend einer Institution Hilfe erhalten, doch aus Scham, sich fremden Leuten gegenüber Fehler einzugestehen, vielleicht sogar kritisiert zu werden, Ablehnungen hinnehmen zu müssen, habe ich mich, wie ich es heute sehe, falsch verhalten. Ich sehe heute alles etwas anders. Sich vor fremden Leuten zu schämen, warum? Kritik hinnehmen zu müssen, damit kann ich heute leben. Damals war es für mich unmöglich, Kritik zu ertragen, Schamgefühle sind mir fremd geworden. Schämen sollten sich heute andere, die, die skrupellos noch an den letzten Cent der Armen sich bereichern wollen. Nun war ich aber wieder in eine Situation geraten, wo ich ohne Einkommen war, aber Kinder hatte, die essen wollten, ich musste etwas tun. Da habe ich mich entschieden, mich vorübergehend mit dem Ausüben von Straftaten über Wasser zu halten, bis ich eine Tätigkeit finde, legal mein Geld zum Leben zu verdienen und wo ich keinen Führerschein benötige. So stand mein Entschluss fest und ich ging zu der Verabredung, um dort den Mann kennen zu lernen, der, wie ich annahm, mir helfen könnte. Ich habe dann diesen Mann getroffen, habe mit ihm lange Zeit gesprochen, mir seine Vorstellungen, seine Pläne angehört und auch meine Ansichten dargestellt. Wir kamen dann zu dem Resultat, dass wir zusammen etwas unternehmen würden. Einige Vorschläge habe ich mir angehört, habe ihm auch von meinen Kenntnissen und Fähigkeiten berichtet. Unter anderem auch, dass ich mich mit dem Öffnen eines einfachen Geldschrankes auskennen würde, jedoch nur die Typen, die mit einem Schlüssel die Verriegelung freigeben und mittels dieses freien Riegels geöffnet werden können. Ich denke, diese Erklärung fand Anklang und ich spürte die Begeisterung bei diesem Mann. Er war sofort bereit, ein entsprechendes Objekt zu suchen, um es gemeinsam zu planen. Es kam dann auch zu derartigen Taten. Nach meinen Schätzungen waren es ungefähr acht bis zehn Schränke, die ich öffnete, doch keiner dieser Einbrüche hat sich jemals gelohnt. Mit ehrlicher Arbeit hätte ich mehr verdienen können, doch ohne eine erforderliche Qualifikationsbescheinigung (Gesellenbrief) hatte ich wenig Chancen eine gut bezahlte Tätigkeit zu finden. Der Führerschein war damals meine Existenzgrundlage. Ich habe versucht, eine Arbeit zu bekommen mit einem zum Leben ausreichenden Lohn. Ich war sogar bereit, eine entsprechende Probezeit in Kauf zu nehmen und danach aber mit korrekter Verdienstmöglichkeit weiter zu arbeiten. Aber auch da konnte ich nichts Entsprechendes finden. So lebte ich weiter von kleinen Diebereien, bis ich bei einem Büroeinbruch in die Hände der Polizei fiel. Zwei Jahre drei Monate lautete das Urteil, jedoch war in dieser Strafe ein weiterer Strafbestand mit einbezogen, das Fahren ohne Fahrerlaubnis. Das war auch die Zeit, in der ich in der Strafanstalt Tegel den ehemaligen Terroristen-Anwalt Horst Mahler kennen lernte. Für viele Dinge hat er mir die Augen geöffnet und es veränderte mein Bewusstsein und mein Verhalten. Doch mein Leben hat sich nicht verändert. Das Existieren, das Leben, alles sehe ich seit dieser Zeit viel kritischer. Ich glaube auch mein Optimismus hat sich zum Pessimismus verwandelt. Die Machtlosigkeit ist mir bewusster geworden, in der wir einfachen Menschen nur als nützliche Objekte brauchbar sind. Darüber würden ich gerne meine Ansichten ausführlicher darstellen und mit viel negativen Kommentaren erläutern. Doch denke ich, dass darüber schon viele Bücher geschrieben wurden, Günther Wallraff hat in einigen seiner Bücher vieles über Randgruppen der Gesellschaft und das Sozialsystem geschrieben. Ich selbst habe einige seiner Bücher gelesen. Doch mir ist klar, dass nur wenige Leute meine Meinungen darüber wissen wollen. Eine schöne heile Welt wollen die Menschen haben, sehen und erleben. Die Tatsachen und die Realität haben die Menschen hinter ihren eigenen verschlossenen Türen. Die Aufrichtigkeit, die Ehrlichkeit und Offenheit, die gibt es schon lange nicht mehr. Es wird uns doch täglich von unserer Obrigkeit so vorgespielt. Wie ehrlich ist unsere Politik, wie offen ist sie zum Bürger? Wenn ich von Verhandlungen höre, die unsere Politiker hinter verschlossenen Türen abhalten, dann frage ich mich immer, warum halten diese Menschen da oben geheime Sitzungen ab, was verheimlichen sie ihren Wählern? Warum muss eine saubere und offene Staatsführung Geheimnisse vor den Bürgern haben? Sieht so eine Demokratie aus oder ist es nicht doch eine Diktatur, in der nicht mehr die Menschen, sondern die geschriebenen Gesetzbücher eine Lebensform diktieren? Somit kann sich ein jeder darauf berufen, das sind die Gesetze, so steht es geschrieben, dann mit der Ausrede kommen, ich habe doch diese Gesetze nicht gemacht. Um in diesem Punkt meine Ansichten zu erklären, bedarf es eigentlich nicht viele Worte, es ist täglich in den Medien zu sehen, zu hören oder nachzulesen. Bei den kleinsten Missverständnissen oder Streitigkeiten werden heute Gerichte angerufen, die auch in der Privatsphäre problemlos gelöst werden könnten und auch auszuräumen sind. Ist das nicht eines der wichtigsten Dinge, die wir uns einmal vor Augen führen sollten? Immer wieder werden in der Regierung neue Gesetze entworfen oder verabschiedet und uns etwas von unserer Freiheit genommen. Oder die Herren, die wir wählten, lassen sich neue Steuern einfallen und behaupten, es ist nur gut für die Zukunft, für ein gesünderes Leben auf diesem bereits zerstörten Planeten Erde. (Neue Ökosteuer) Es ist immer der Mensch, der die Schuld bekommt, dass sich unsere Herrn Volksvertreter so verhalten können, denn es geht ja angeblich immer nur um das Wohl der Menschen, die sie als Wähler brauchen und bei guter Laune halten müssen. Da fällt mir die Aussage eines Grünen ein, der vor langer Zeit einst sagte, die einzige Möglichkeit noch glücklich leben zu können, sei die, wir sollten uns zurückentwickeln. Ich kann dem nur zustimmen, denn in den mehr als 60 Jahren meines Lebens, habe ich viele Veränderungen erlebt, aber kaum eine war darunter, die als positiv zu werten oder zu erkennen war und uns Menschen hier unten ein besseres Leben brachte. So war auch ich einmal ein Mensch, der an die AL, die dann die Grünen wurden, glaubte und sie sogar wählte, diejenigen, die heute mit den Leuten regieren, die sie vor Jahren stark kritisierten. Meine Mutter hatte noch vier Geschwister, doch mein Großvater schaffte es allein, ohne dass meine Großmutter arbeiten gehen musste, mit seinem Einkommen die Familie zu ernähren. Heute reicht es nicht einmal, wenn beide Elternteile einer Tätigkeit nachgehen, ausreichend ist es erst dann, wenn ein Elternteil noch ein Nebeneinkommen hat. Ist dies das Leben, was wir wollen? Nur eine Sache ist mir aufgefallen. Die Statistik der Kriminalität und die Selbstmordrate ist, wenn auch nicht sehr stark, doch ständig im Steigen. Ist das nicht auch ein Beweis für einen Staate, der langsam bankrott geht? Wer soll für diese Herrn bluten und zahlen, wer soll die Karre aus dem Dreck ziehen, wem wird das Leben immer schwerer gemacht? Dem kleinen Mann, dem Endverbraucher. Darüber mache ich mir zur Zeit viele, sehr viele Gedanken, doch erkenne kann ich nur das eine, an dieser Situation ist nichts zu ändern. Ganz gleich, welches System von uns gewählt wird.



Kapitel 13

Heute (14 Jahre später), wo ich hier sitze, versuche alles in ein vernünftiges Konzept und eine gewisse Ordnung zu bekommen, es verständlich niederzuschreiben, gehen mir ganz andere Gedanken durch den Kopf. Denn es hat sich zuviel in meinem Leben ereignet. Jedoch nichts, was ich heute aus meiner Sicht als positiv erkennen kann. Heute sehe ich mich sogar als einen Versager, da ich nichts in meinem Leben erreicht habe. Eher noch das Gegenteil, ich habe keinen Menschen glücklich machen und ihm das Gefühl der Geborgenheit vermitteln können. Vielleicht, weil ich zu ängstlich war, nie kämpfen wollte? Kämpfen bedeutet für mich, einen Sieg zu erringen. Ein Sieg für mich, ist eine Niederlage für meinen Widersacher, eine Niederlage bereitet dem Besiegten Schmerzen und wenn sie nur psychischer Art sind. Weil ich keinem Menschen weh tun wollte, habe ich auch nie den Kampf gesucht. Immer und in allen, habe ich die Wünsche und Bedürfnisse meiner Mitmenschen akzeptiert und sogar noch versucht, meinen Beitrag zu leisten, es allen, mir irgendwie nahestehenden Menschen, Recht zu machen. Doch auch dabei gab es für mich immer wieder erhebliche Probleme. "Allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst die niemand kann", so sagt es ein mir noch bewusstes Sprichwort. Nur habe ich es nie beachtet und danach gelebt. Ich wollte diese Kunst beherrschen. Eine Kunst, die nicht einmal unsere Politiker oder gar Gott, beherrscht. Die Sucht und der Hunger, ein kleines bisschen Anerkennung zu finden, ist oft sehr stark und kann krank machen. Das Gefühle und die Einsicht, ein Versager zu sein, werden immer größer, es ist sehr schmerzhaft und erzeugt, wie ich es jetzt erlebe, erhebliche Depressionen. Dann stelle ich mir auch die Frage nach dem Sinn des Lebens, eine Frage die mir vor vielen Jahren, meine damals 12 jährige Tochter aus erster Ehe stellte. "Papa, warum leben wir und wofür?" Mir war auf diese Frage, keine ehrliche und sinnvolle Antwort eingefallen. Heute suche ich immer noch nach einer Antwort auf diese Frage, nur dass ich sie für mich gerne selbst beantwortet hätte. Heute bin ich so weit, dass ich mich mit den Gedanken trage, einen Psychologen aufzusuchen, weil es schon so weit ist, dass ich mit dem Leben und dem Dasein nicht mehr klar komme, am Leben nichts mehr Positives erkennen kann, denn sogar das Lachen habe ich schon seit langer Zeit verlernt. Doch allem ein Ende zu machen, sogar dazu fehlt mir der Mut, dabei kommen mir die Bedenken, damit könnte ich jemanden weh tun und noch Schaden verursachen, vor allem, den von mir noch geliebten Menschen. Jetzt glaube ich, diese Gedanken waren bei mir im Unterbewusstsein schon immer vorhanden. Da ich in meiner Kindheit nur kämpfen und töten sehen musste und selbst Angst vor den Tod hatte, ist diese Angst auch heute noch vorhanden? Fehler sind da, um daraus zu lernen. Doch ich habe aus allen diesen Fehlern - und derer waren es reichlich - kaum etwas gelernt und wenn, dann nur sehr wenig. Vor 12 Jahren und 9 Monate ging noch ein von meiner Frau geäußerter Wunsch für sie in Erfüllung. Das Verlangen, mit mir ein gemeinsames Kind zu haben. Es ist nicht schwer, die Zeit so korrekt zu nennen, denn unser Sohn wird morgen auf den Tag genau sein 12 Lebensjahr erreichen. In diesem Punkt stelle ich mir oft die Frage, ob nicht auch das ein Fehler von mir war, mit 57 Jahren noch ein Kind zu zeugen? Ist es denn möglich, im fortgeschrittenen Alter, einem Kind noch ein guter Vater zu sein? Ich denke, ich bin ein sehr verständnisvoller Vater. Ist das aber ausreichend für einen Jungen, der sicher ganz andere Bedürfnisse und Vorstellung von einem Vater hat? Auch in diesem Punkt fühle ich mich als ein Versager. Sicher reicht es dem Jungen nicht, wenn ich ihm beispielsweise erzähle, was ich einstmals für ein guter Schwimmer war, wenn ich es ihn heute nicht mehr zeigen kann. Ich weiß, ein Kind will mit dem Vater Dinge gemeinsam erleben und nicht nur von seiner Vergangenheit und seinen Leistungen hören. Ein Junge, denke ich, hat das Bedürfnis, sich mit seinem Vater zu messen, ihm in vielen nachzueifern. Aber auch dazu kann ich dem Jungen keine Gelegenheit geben. Ich liebe meinen Sohn, ich möchte ihn nicht missen, doch frage ich mich jetzt oft, hätte ich der Frau diesen Wunsch nicht ausreden oder abschlagen müssen? Schon alleine aus den genannten Gründen, bin ich fest davon überzeugt, dass ich in diesem Fall auch einen großen Fehler gemacht habe. Ich könnte noch einige andere Gründe anführen, warum ich mit dem Zeugen meines letzten Sohn heute auch noch andere, negative Seiten sehe. Denn mein Leben, zurückschauend betracht, war kein beneidenswertes und besonders begehrenswertes Leben. So ein Dasein wünsche ich keinem Menschen und schon gar nicht meinem eigenen Sohn. Darum sehe ich es als eine große Aufgabe, meinen Sohn, da er nun existiert, auch alles notwendige zu vermitteln, damit er es in seinem späteren Leben schafft, mit allen Situationen fertig zu werden, darin lege ich nun meine ganze Kraft. Eine leichte Aufgabe ist es allerdings nicht, denn was soll ein Vater seinem Sohn vermitteln, der selbst nicht mehr an das Gute im Menschen glaubt? Der Zweifel an eine gerechte Welt hat? Ein Vater der 68 Jahre lang das Gefühl hatte, nur ein Objekt zu sein? Soll ich dem Kind von allem nur das Gute zeigen? Doch was ist denn wirklich noch gut auf dieser Welt? Vor allem für ein Kind, dass täglich im Fernsehen den Krieg und viele andere Grausamkeiten und Verbrechen sieht? Wie oft habe ich schon von meinem Sohn die Frage gehört, warum sich die Menschen bekämpfen und Kriege führen, sich gegenseitig umbringen? Wie soll da eine ehrliche, aufrichtige und korrekte Antwort lauten? Dem Kind die Wahrheit sagen, die Wahrheit über eine verlogene Welt? Somit einem Kind die Illusionen nehmen und ihm seine Träume zerstören? So soll, wie ich glaube, keine gute Erziehung aussehen. Liegt es vielleicht an der Tatsache, dass ich nun viel Zeit für mich habe, viel über mich und meine Vergangenheit nachdenke. Keine Möglichkeit finde, mich erfolgreich mit anderen Dingen zu befassen, es auch gesundheitlich nicht kann, da es der Körper nicht mehr schafft? Sehr oft peinigen mich die Gedanken, bin ich so unwissend und lebe realitätsfremd, habe ich wirklich zu wenig im Leben gelernt? Viele Fragen sind es, die ich mir täglich stelle und die mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich finde die Antworten nicht. Häufig kommen mir die Gedanken, ich gehöre nicht mehr zu den normal denkenden Menschen, wenn ich mit offenen Augen durch die Stadt laufe und die Menschen um mich herum betrachte. Lachende Menschen, fröhliche Gesichter, glücklich strahlende Augen, die suche ich überall vergeblich. Wenn ich fröhliche Menschen, lachende Gesichter und strahlende Augen sehe, dann nur bei den Menschen, die wir wählten, die wieder nur von Sparmaßnahmen reden, uns hier unten, aber total vergessen haben, uns, die wir dazu beitragen durften, ihnen ihre Posten zu erhalten. Ich kann zur Zeit nichts schreiben, erhebliche Probleme, die mich sehr stark beschäftigen, mich in meiner Konzentration behindern, lenken mich stark von meinen Themen ab. Zumal wir in unserem Land wieder einmal unsere Regierenden wählen durften und die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sind, sich aber für unsere Zukunft nichts Gutes erkennen lässt. Auch heute habe ich wieder das Bedürfnis mein Gehirn rauszureißen, nicht mehr zu denken. Ich weiß nicht warum ich mich hier mit Themen auseinandersetze, die jeder kennt und zum großen Teil auch selbst sieht und erkannt hat? Im Ursprung wollte ich etwas ganz Anderes schreiben, mein Leben, meine Erlebnisse wollte ich darstellen. Doch es ist mir nur zu einem geringen Teil gelungen. Eines aber habe ich daraus gelernt, es ist schwerer als ich dachte, so zu schreiben wie es die Gedanken am Anfang waren. Die Überlegungen, die mich sehr stark beschäftigen, sind die, ob nicht auch meine Lebenseinstellung mit dem Krieg und deren Nachwirkung, irgendwie im Zusammenhang stehen? Denn schon als Kind hatte ich das Gefühl, dass ich von meinen Mitmenschen, als ein minderwertiger Mensch behandelt wurde. Ich denke, die mangelhafte Schulbildung hat bei mir diese Gefühle der Minderwertigkeit erheblich verstärkt. Dazu kommt wahrscheinlich auch noch das Alter. und die sich dadurch bemerkbar machenden Behinderungen. Der Körper ist ausgelaugt, die Kraft verbraucht. Das ist auch der Grund warum ich hier sitze und schreibe. Vielleicht denke ich, ich finde hier noch eine Bestätigung, dass ich noch nicht ganz nutzlos bin.

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